96. Die wilde Jagd und der Schatz am Renneberg.
Mündlich.

[101] Gar viele in der Nähe des Rennebergs, der in der Nähe von Jänickendorf unweit Luckenwalde liegt, können von der wilden Jagd erzählen, die ihnen im Walde begegnet ist. So trieb auch einmal ein Junge sein Vieh nach dem Renneberg zu, da hört er plötzlich über sich eine wunderschöne Musik, dazwischen aber ein gewaltiges Brausen, Heulen und Bellen der Hunde und den Ruf der Jäger. Da hat er sich denn still zur Erde gebückt und die wilde Jagd ist über ihm fortgezogen, ohne ihm etwas zu Leide zu thun.[101]

Schlimm ist's dagegen einem andern gegangen, der auf der Wiese nach Schönfeld zu bei einem Feuer, das er sich angemacht hatte, lag; der hörte nämlich eine Stimme, die ihm zurief: »Steh auf!« er aber blieb liegen und regte sich auch nicht, als es zum zweiten und zum dritten Male rief. Da ward er plötzlich, weil er durchaus nicht von selbst gehen wollte, unter den Armen ergriffen und weit fortgeschleudert. Als er sich darauf etwas von seinem Schrecken erholt hatte, ging er zurück und fand nun das Feuer weit auseinander gerissen, so daß er sich die Kohlen erst mühsam wie der zusammensuchen mußte.

Unweit des Rennebergs liegt auch der Schloßberg, da liegt ein Schatz vergraben, den kann nur der heben, welcher fünfmal in einem Athem um den Renneberg läuft; bis jetzt ist's noch keinem gelungen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 101-102.
Lizenz:
Kategorien: