239. Die Raben am Rathhause zu Königsberg.
Kehrberg a.a.O. S. 31.

[253] Im Herbst des Jahres 1588 sowie im März des folgenden Jahres erschienen an verschiedenen Tagen auf dem Rathhause und der Kirche zu Königsberg große Massen von Krähen, Dohlen und Raben, die in heftigen Kampf mit einander geriethen, worauf auch in einer folgenden Nacht ein unversehenes plötzliches Licht in allen Gassen, das aber bald wieder verschwand, gesehen wurde. Zum Andenken dessen sind über der Thüre des Rathhauses zwei gegeneinander sitzende Dohlen oder Raben gemalt, die aber kaum noch zu sehen sind; auf dem untersten Rathhausgiebel befand sich auch ehmals ein eiserner Rabe, der aber bereits vor langen Jahren abgenommen ist.


Dieser Rabenkrieg war aber um so denkwürdiger, als er ein Vorzeichen des Kampfs war, der bald darauf im J. 1589 zwischen dem Rath und der Bürgerschaft wegen eines Stück Landes unweit des Pimpinellenberges ausbrach; darüber entstand ein so gewaltiger Lärm in der Stadt, daß Kurfürst Johann George endlich die Stadt berennen ließ und über die Hauptunruhestifter schwere Strafen verhängte. Seitdem führt jenes Land den Namen des Streitlandes.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 253-254.
Lizenz:
Kategorien: