Märchen.

[507] 1. Die alte Frick. Vgl. Sagen Nr. 70. Es ist bemerkenswerth, daß in demselben Märchen bei den lausitzer Wenden an der Stelle der Frick eine alte Zauberin Wera genannt wird (vgl. Haupt und Schmaler Volkslieder der Wenden II. S. 172), danach möchte vielleicht auch jene voigtländische Werra (Grimm Myth. 251**), da sie in Gegenden ehemals sorbischer Bevölkerung sich findet, eine slavische Göttin sein, die indeß mit der Holle u.s.w. in nächster Verwandtschaft stände.


2. Das Leben am seidenen Faden. Nach verschiedenen Erzählungen aus Pommern, der Mark und Hannover. Vgl. Müllenhoff S. 397, ferner ebda. Anmerk. zu Nr. 443, 2 und 3, Firmenich Germaniens Völkerstimmen I. 110. – Grimm hat bereits Myth. 170. 173 die Vermuthung ausgesprochen, daß ein näherer Zusammenhang zwischen Donar und den Elben stattgefunden haben müße, daher ist offenbar die besondere Heiligkeit des Donnerstags, wie sie aus dem Märchen hervorleuchtet, zu erklären; eben so heißt ein Zwerg bei Müllenhoff S. 594 Hans Donnerstag. – Da die Zwergin hier als Kröte auftritt, worüber bereits zu Nr. 9 gesprochen ist, aber Elbe und Hexen in nächster Berührung stehen, ist es nicht zu verwundern, daß wir die Kröte so häufig als Zauberin auftreten sehen, vgl. z.B. Wolf N.S. 292 (Anmerk.), 398 (Anmerk.), Grimm Myth. 1170. Eben so in England: Grose, A provincial Glossary. Appendix p. 67. The toad has a stone in its head, very efficacious in the cure of divers diseases; but it must be taken out of the animal whilst alive. – Man glaubt, daß in der Kröte eine Hexe sitze: A Glossary of North-Country Words. s.v. Spanghew; ferner heißt eine Viehkrankheit Toad-bit »absurdly imputed to the poison of toads, and against which lustration by needfire is employed« ebds. s.v. toad-bit.


4. Die beiden Mädchen bei den Zwergen. So werden auch die Zwerge zu Löwen verbrannt, Wolf N.S. 207; im Allgemeinen stimmt das Märchen mit dem Norwegischen von den drei Schwestern im Berge bei Asbjärnsen und Moe II. 5.


5. Der betrogene Teufel. Vgl. Sagen Nr. 348.


6. Das Pferdeei. Vgl. Bechstein Fränk. S.S. 92.


[508] 8. Den Seinen gibts Gott im Schlaf. Vgl. Müllenhoff S. 489 und Bechstein Thür. S. III. S. 168.


9. Das Mädchen im Paradies. Vgl. Firmenich Völkerstimmen II. 45.


10. Die beiden gleichen Brüder. Vgl. Grimms Märchen Nr. 60. Die Einleitung von dem rothen Mann im Nebel findet sich auch in 1001 Nacht, 9te und 10te Nacht, während derselbe in dem schottischen Märchen (Pop. rhymes p. 56 ff.) als red Etin (rother Riese, Jötunn Myth. 485–86) eine Hauptrolle spielt.


11. Die Seidenspinnerin. Im Schluß wie Grimm K. und H.M. 193.


12. Von der Königstochter u.s.w. Aehnlich Müllenhoff S. Nr. 209. Norw. Märchen I. 4.


13. Die Heckenthür. Vgl. Grimm Myth. 508.


16. Die Frâ, dos hippel un dos hindel. Das überall in verschiedenen Varianten wiederkehrende Märchen findet sich auch in England, vgl. Halliwell Nursery rhymes of England 2d ed. p. 6 ff. 219 ff., in Schottland: Pop. rhymes p. 51; in Frankfurter Mundart bei Firmenich Völkerstimmen II. 62.


18. Der junge Riese. Vgl. Wolf D.S. Nr. 22, Grimm K.M. 90; den Schluß hat übereinstimmend ein norwegisches Märchen bei Asbjörnsen und Moe I. 6, Grimm Myth. 508.


19. Der Meisterdieb. Vgl. Grimm K.M. Nr. 192, Asbjörnsen und Moe Norw. M. II. 4. Durch Holzberg haben wir in Nr. 18–19 das niederdeutsche Holterbarg wiedergegeben; ursprünglich genau dem lat. saltus entsprechend, hat es jetzt die allgemeine Bedeutung von Gehölz, Busch angenommen.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 507-509.
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