4.

[285] Einst arbeitete Pumpfût als Bescheider auf einer Waßermühle; der Meister war ausgegangen und die Frau allein im Hause. Als es nun Abend war, wollte die Frau das Abendeßen bereiten, hatte aber kein kleingehauenes Holz. Da ging sie zu Pumpfût in die Mühle und bat ihn, er möge doch kommen und ein wenig Holz klein schlagen, ihr Mann sei nicht da und auch sonst niemand im Hause, der es thun könne. Pumpfût sagte, ja, das solle geschehen. In dem Augenblicke aber erhob sich schon ein Knacken und Krachen in dem Räderwerk, daß das Getriebe zerbrach und die Kämme aus dem großen Kammrade stückweise herunterfielen. Das warf ihr Pumpfût hin und sagte: »Das wird wol zu heute Abend hinreichen.« Die Frau aber war zuerst ganz bestürzt über den großen Schaden, und als sie sich etwas gesammelt hatte, rief sie einmal über das andere: »Ach Gott! welch ein Unglück! Was wird mein Mann sagen!« – »Klein Holz, klein Holz!« rief Pumpfût, »ich habe ja nur euern Wunsch erfüllt, nun geht ruhig hin und kocht euer Abendessen!« Darauf ging er in die Scheune und holte ein Bund Stroh, dessen Aehren er in die Löcher, wo die Kämme geseßen hatten, steckte, während er die ausgebrochenen Stücke des Getriebes durch die Halme ersetzte. Dar auf schützte er wieder an, und die Mühle ging so gut und noch beßer als vorher. Als der Meister nun nach Hause kam, erzählte ihm die Frau sogleich, was geschehen war, deshalb lief er schnell in die Mühle, um zu sehen, ob die Strohähren wirklich in dem Rade stäken und ob es auch Mehl gebe. Aber er fand statt dessen ganz neue Kämme und ein ganz neues[285] Getriebe; da merkte er, daß es mit seinem Bescheider nicht richtig sei und daß es Pumpfût sein müße.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 285-286.
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