[31] VORIGE UND EGINHARD.
Ich bin's.
KARL zieht das Schwert.
Stirb, Verführer!
Emma wirft sich dazwischen, auch Fierrabras kommt dazu.
EMMA.
Halt ein!
EGINHARD.
Gern will ich sterben, doch zuvor, mein König, höre!
Dem Kerker bin ich entronnen –
EMMA, FIERRABRAS UND KARL.
Ha, unerhört!
EGINHARD.
Des Fürsten Tochter Florinda gab die Freiheit mir,
Doch vom Maurenfürst gefangen,
Bezwungen immerdar,
Und treulos hintergangen
Seufzt deiner Treuen Schar.
KARL.
Entsetzen bringst du, Unglücksbote,
Ich rufe Wehe über dich!
EGINHARD.
Die Freunde rette erst vom Tode,
Dann treff' des Fluches Fülle mich!
Mit Eile.
Verworfen ward die Friedenskunde,
Der Kerker wurde Aller Los;
Dem Tod verfallen trauert Roland,
Und können wir nicht Rettung bringen,
So harrt der Andern gleiches Los.
EMMA, FIERRABRAS UND KARL.
Ha, schändlich!
KARL.
Sprich, was ist zu thun?
EGINHARD mit Wärme.
Nur Fierrabras vermag des Vaters Zorn zu beschwicht'gen,
Nur er vermag die Freunde vom Tode zu befrei'n,
Vertraue dem Redlichen die schöne That.[31]
EMMA, EGINHARD, FIERRABRAS UND KARL.
Vollbringen / wird er / will ich / die schöne That
Und hohen Ruhm erwerben.
KARL zu Fierrabras.
So wähle schnell die muthigsten der Streiter aus!
FIERRABRAS. Vergönn', erhab'ner König, daß Eginhard mich begleite.
KARL finster. Sein Schicksal steht in deiner Hand, Ich habe nichts mit ihm gemein.
Emma birgt weinend ihr Gesicht.
Zu Fierrabras
Und kehrst erfolggekrönt du wieder,
Und liebst du Emma noch, – dein sei ihre Hand!
Entsetzen Emma's, Verzweiflung Eginhard's.
Und so mag Gott deine Fahrt geleiten!
Er geht ab.
EMMA. O trauervolle Kunde!
EGINHARD.
Lebt wohl, Emma, ewig lebet wohl!
Den Heldentod find' ich in dem Kampfe,
Und sterbend gewinn' ich mir des Königs Huld.
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