Sechste Scene.

[33] Florinda und Maragond.

Dunkles Gemach, hinten eine Thür, rechts ein Fenster. Florinda liegt erschöpft auf einem Lager, Maragond bemüht sich um sie.


FLORINDA.

Von Seufzen und von Bangen

Ist mir das Herz betrübt,

Bald wird vom Tod umfangen,

Den heiß mein Herz geliebt;

In bittrer Todesstunde

Fehlt ihm der Liebe Gruß,

Und nicht vom theuren Munde

Wird ihm ein Scheidekuß.

MARAGOND.

Laß dein Vertrau'n nicht schwinden,

Noch leuchtet uns ein Hoffnungsstrahl,

Noch kann er Rettung finden,

Drum banne der Verzweiflung Qual.[33]

FLORINDA.

Mit des Geliebten Leben

Flieht auch das meine hin.

MARAGOND.

Vertrauen und Ergeben

Bringt lohnenden Gewinn.

FLORINDA.

Und seines Todes Stunde

Bringt mir Verderben auch;

MARAGOND.

Des Herzens tiefste Wunden

Heilt froher Hoffnung Hauch.


Marcia funebre.


FLORINDA.

Welch ein Geräusch? Was ist geschehn?

MARAGOND sieht durch das Fenster.

Vom Thurm her naht eine Schar mit feierlichem Schritte

Bei gelbem Fackelscheine wird ein Holzstoß schnell errichtet.

Sie theilen sich –

FLORINDA in tödlicher Angst.

Was weiter?

MARAGOND.

In ihrer Mitte das Opfer ihrer Grausamkeit – Roland!

FLORINDA springt auf, entsetzt.

Ha!


Sie eilt mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte an das Fenster, stößt Maragond hinweg und ruft in Verzweiflung.


Erbarmen, haltet ein! Verlangt mein Leben

Und was ihr wollt, für ihn sei es gegeben!


Sie eilt herab.


MARAGOND.

O komm zu dir, was willst du wagen!

FLORINDA.

Nun giebt's kein Mittel mehr, als mit ihm sterben.

Ich folge ihm!

FLORINDA UND MARAGOND.

Ich eile / Ja eile schnell hinab,

Des Vaters Herz zu rühren,

Eh' sie zum Flammengrab

Den Freund, den theuren, führen.


Beide ab.


Verwandlung.
[34]


Quelle:
Franz Schubert: Fierrabras. Text von Josef Kugelwieser, Leipzig [o.J.], S. 33-35.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Wieland, Christoph Martin

Alceste. Ein Singspiel in fünf Aufzügen

Alceste. Ein Singspiel in fünf Aufzügen

Libretto zu der Oper von Anton Schweitzer, die 1773 in Weimar uraufgeführt wurde.

38 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon