[35] VORIGE UND FLORINDA.
Um Gnade fleht zu deinen Füßen
Die Tochter, die der Gram gebeugt,
Laß deine Gnade mich nicht missen,
Wenn schon des Vaters Liebe schweigt.
BOLAND.
Ich kenne dich nicht mehr und aufgegeben
Hab' ich des Vaters milde Pflicht.
FLORINDA.
Ich lieb' ihn hör' es und vergieb,
Uns ketten ew'ger Treue Bande:
Er ist mein schwer erworb'nes Gut;[35]
Der an des Grabes nahem Rande,
Um ihn verrieth ich Glück und Blut.
BOLAND.
Gestehst du ohne Scheu,
Daß er dein höchstes Gut,
Eint dich mit ihm die Treu,
Hast du Verrath geübt,
Hast du den Feind geliebt,
So höre mein Gebot:
Dich eine mit ihm der Tod.
RITTER.
Kann dich ihr Schmerz nicht rühren,
Uns schone nicht, nur sie.
MAUREN.
Ihr Schmerz kann ihn nicht rühren,
Nein, er verschont sie nie.
BOLAND.
Mich kann ihr Schmerz nicht rühren,
Mit ihnen falle sie.
BOLAND.
Führt sie zum Tod!
Soldaten ergreifen Florinda, als ein Signal ertönt. Allgemeine Spannung.
BOLAND.
Was ist das?
ROLAND freudig zu den Rittern.
Gottlob, die Franken sind's!
BRUTAMONTE eilt herbei.
Hoher Herr, der Franke, den wir gefangen,
Eginhard, zieht mit großer Macht herbei,
Mit grimm'gem Muthe führt er seine Scharen,
Verwirrung und Schrecken trägt er in uns're Reihen.
BOLAND steht auf.
Zum Kampf! Zum Siege!
Er zieht das Schwert.
Zieht aus zum Kampf! Den finstern Höllenmächten
Verfallen ist der Franken freche Brut.
DIE MAUREN das Schwert ziehend.
Wir zieh'n zum Kampf! Den finster'n Höllenmächten
Verfallen ist der Franken freche Brut.
FLORINDA UND ROLAND.
Allew'ger, steh' den Freunden bei.
DIE RITTER.
Allew'ger, send' uns Rettung, den Freunden steh' bei.
Boland und die Mauren stürmen nach rechts, werden aber sofort zurückgedrängt.
[36]
Buchempfehlung
E.T.A. Hoffmanns zweiter Erzählzyklus versucht 1817 durch den Hinweis auf den »Verfasser der Fantasiestücke in Callots Manier« an den großen Erfolg des ersten anzuknüpfen. Die Nachtstücke thematisieren vor allem die dunkle Seite der Seele, das Unheimliche und das Grauenvolle. Diese acht Erzählungen sind enthalten: Der Sandmann, Ignaz Denner, Die Jesuiterkirche in G., Das Sanctus, Das öde Haus, Das Majorat, Das Gelübde, Das steinerne Herz
244 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro