Achte Scene.

[35] VORIGE UND FLORINDA.

Um Gnade fleht zu deinen Füßen

Die Tochter, die der Gram gebeugt,

Laß deine Gnade mich nicht missen,

Wenn schon des Vaters Liebe schweigt.

BOLAND.

Ich kenne dich nicht mehr und aufgegeben

Hab' ich des Vaters milde Pflicht.

FLORINDA.

Ich lieb' ihn hör' es und vergieb,

Uns ketten ew'ger Treue Bande:

Er ist mein schwer erworb'nes Gut;[35]

Der an des Grabes nahem Rande,

Um ihn verrieth ich Glück und Blut.

BOLAND.

Gestehst du ohne Scheu,

Daß er dein höchstes Gut,

Eint dich mit ihm die Treu,

Hast du Verrath geübt,

Hast du den Feind geliebt,

So höre mein Gebot:

Dich eine mit ihm der Tod.

RITTER.

Kann dich ihr Schmerz nicht rühren,

Uns schone nicht, nur sie.

MAUREN.

Ihr Schmerz kann ihn nicht rühren,

Nein, er verschont sie nie.

BOLAND.

Mich kann ihr Schmerz nicht rühren,

Mit ihnen falle sie.

BOLAND.

Führt sie zum Tod!


Soldaten ergreifen Florinda, als ein Signal ertönt. Allgemeine Spannung.


BOLAND.

Was ist das?

ROLAND freudig zu den Rittern.

Gottlob, die Franken sind's!

BRUTAMONTE eilt herbei.

Hoher Herr, der Franke, den wir gefangen,

Eginhard, zieht mit großer Macht herbei,

Mit grimm'gem Muthe führt er seine Scharen,

Verwirrung und Schrecken trägt er in uns're Reihen.

BOLAND steht auf.

Zum Kampf! Zum Siege!


Er zieht das Schwert.


Zieht aus zum Kampf! Den finstern Höllenmächten

Verfallen ist der Franken freche Brut.

DIE MAUREN das Schwert ziehend.

Wir zieh'n zum Kampf! Den finster'n Höllenmächten

Verfallen ist der Franken freche Brut.

FLORINDA UND ROLAND.

Allew'ger, steh' den Freunden bei.

DIE RITTER.

Allew'ger, send' uns Rettung, den Freunden steh' bei.


Boland und die Mauren stürmen nach rechts, werden aber sofort zurückgedrängt.
[36]


Quelle:
Franz Schubert: Fierrabras. Text von Josef Kugelwieser, Leipzig [o.J.], S. 35-37.
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