Soldatentod

[144] Gequält, geschlagen, malträtiert,

Von früh bis in die späte Nacht,

Mit rohen Worten kujoniert,

Um Lachen und um Lust gebracht,

Es trat ihn wie ein schmutzig Tier

Der rohe Unteroffizier –

Da riß vom Koppel er das Erz

Und stieß es ihm ins Herz.


Tags drauf im Militärgericht

Sprach man ihm Leib und Leben ab,

Daß brav er sonst, das zählte nicht,

Für Wahnsinnstat ein schnelles Grab.

»Kein Mitleid darf dem Hunde blühn,

Wo bliebe sonst die Disziplin?«

Sie schossen tot ihn in der Früh –

Das Blut vertrocknet nie.


Münster, Mai 1890


Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 144.
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