15. Von den Rhodisern / und dem Könige.

[194] Wie der ächtige König Demetrius die Insul Rhodus bekriegte / und daselbst die Hauptstadt belägert hatte / war er Willens und Raths worden / etliche Häuser ausserhalb der Stadt / in der Vorstadt gelegen / anzuzünden und in Brand zu stecken / in welchen Häusern verwahret und auffgehencket war ein Bildniß oder Conterfey des Jalyfi, vom fürtreflichen Mahler Protogene gemacht und verfertiget. Welches Kunststücklein der Demetrius den Rhodiis mißgönnete. Dieses haben die Rhodii gemercket / und deßhalben ihre Legaten an den Demetrium abgesandt mit folgender Rede: was zwinget dich dazu / O König / daß du dieses köstliche Bild gedenckest mit Feuer zu verbrennen? Wo du uns überwindest / und unsere Stadt in deine Gewalt bekömmst / so kanst du ja das Bild ganz unverletzt selber besitzen und gebrauchen: Wo du uns aber nicht überwindest / sondern[194] must unverrichteter Sachen davon ziehen / so wolltest du doch gedencken / wie lästerlich und schimpfflich es dir sein würde / einen Krieg zu führen mit dem verstorbenen Protogene oder Jalyfo, und gegen ein todtes Bildnis Tyranney zu üben / weil du die Rhodios nicht überwinden können. Alß der Demetrius diese Rede von den Legaten gehöret / hat er die Belägerung auffgehoben / und beydes der Stadt und des Bildes verschonet.

Man muß nichts tun noch anfaßen / da man nur Schimpff von hat. Kluge und vernünfftige Reden heben offt großen Zwiespalt auff.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 194-195.
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