Zu Mäyntz ist vor diesem ein Bischoff gewesen / ein gottloser und unbarmhertziger Mann / Hatto geheissen: Welcher nachdem er bey wolfeiler Zeit eine grosse Menge Korn für geringes Geld zusammen kauffen lassen / und aber hernach / als eine grosse Theurung ward / von dem armen Volck / so grossen Mangel an Brodt hatte / um GOttes Willen gebeten wurde / er möchte ihnen für einen billigen Preiß Korn überlassen / auf daß sie nicht Hungers stürben / hat er die armen Leute etlichmal unbarmhertzig abgewiesen / wie sie aber immer fleißiger anhielten / hat er ihrer einen grossen Hauffen von Männern / Weibern und Kindern in eine Scheure gehen lassen / und als sie hoffeten / man würde Korn unter sie austheilen / hat er die Scheure fest verschliessen / Feuer umher legen / und also anstecken lassen. Indem nun die armen Menschen in der Flamme stehen / und jetzt brennen solten / haben sie ein jämmerlich Heulen und Schreyen geführet / daß es auch der Hatto auf seinem Schlosse hören können. Worzu dieser teufflische Mensch gesaget: Höret wie die Mäuse und Brod-Katzen pfeiffen. Diese schreckliche That ist alsbald von GOTT gestraffet worden: Dann so bald die armen Leute verbrannt / da sind dem [201] Hattoni von allen Seiten unzehlich viel Katzen und Mäuse zugelauffen / ihm auf den Leib gesprungen: Ihm die Kost fürm Maul weggerissen / auch ihn nicht schlaffen lassen / sondern ihn immer gebissen und genaget. Endlich hat er diesen Mäusen zu entfliehen /einen starcken Thurn mitten in Rhein bauen lassen /vermeynend er würde allda sicher seyn: Aber die Mäuse seynd häuffig nach dem Rhein gelauffen / und ins Wasser gesprungen / zum Thurn geschwummen /den Hattonem angefallen / und ihn endlich jämmerlich zu todte gebissen / und lebendig aufgefressen /also ist ihm widerfahren billiche Straffe seiner Ubelthat.
Alle Geitzige seynd unbarmhertzig. Sie bekommen aber zuletzt ihren Lohn.