27. Von Basilisken.

[217] Basiliscus wird genannt ein gifftiger Wurm / unter allen gifftigen Schlangen der fürnehmste / und als ein König. Dann bey den Griechen heist Βασίλισκος - ein kleiner König. Nun von dem Basilisk saget man und schreibet; Wann ein Hauß-Hahn neun Jahr alt worden / so lege er in den Mist oder finstern Keller ein Ey /daraus komme am neundten Tage ein Thier allerdings gestalt wie ein Hahn / aber ohne Federn / mit einem Schlangenschwantz / welches so gifftig / daß es auch mit dem blossen Ansehen alles tödte / was ihm fürkömmet: Könne auch nicht getilget werden / ohne daß man an den Ort / da es wohnet / viel Spiegel hinsetze / biß daß es in einem sein Bildniß und Gestalt ersehe. Dann wann er das will todt blasen / so berste er vom Zorn. Darum stehet im 91. Ps. Super aspidem & Basiliscum ambulabis. Dieses alles ist erdichtet / und in der Natur ein unmöglich Ding. Dann die gantze Welt ist voll Hahnen / und in keiner glaubwürdigen Historia zu finden / daß jemals ein solcher Basilisk gefunden. Die Hennen legen Eyer / und nicht die Hähne. Und wann ja ein Hahn solte ein Ey legen / so wäre er darzu bequemer in der Jugend / als im Alter. Zwar bißweilen findet sich in des Hahnen Leibe ein Gewächse mit einer weissen Haut / ohne Schaale[217] überzogen / dasselbe aber gebieret er nicht / wie die Hüner ihre Eyer / kan auch nichts lebendiges draus werden. Es ist kein Exempel in der gantzen Welt / daß aus dem allerbesten und gesundesten Thiere / als die Hähne seyn / natürlicher Weise das allergifftigste als ein Basilisk / solte gebohren werden. Ich mache mir die Gedancken / daß diese Fabel von den Basilisken nirgend anders herrühre / als aus dem Plinio, der vermeldet / daß in Egypten und Africa gefunden werde eine Art kleiner schwartzen Schlangen / auf Lateinisch Aspis, auf Teutsch Otter genannt / nur eines Fusses lang / die hat aufm Haupt einen silbern weissen Flecken / wie eine Krone / kreucht auf den Schwantz / träget die Brust und den Kopff in die Höhe / und verjaget mit ihrem Zischen alle Schlangen / tödtet alles was sie ansicht und anbläset: Diese Otter heisset Plinius, Basiliscum. Und wird das Wort Basiliscus zwar im Griechischen und Lateinischen Psalter im 91. Psalm gefunden / aber im Teutschen hats D. Luther gegeben / auf den Löwen und Ottern wirstu gehen.


Die Gottlosen brüten Basilisken Eyer / und wircken Spinnweben / darum müssen Schlangen und Basislisken /das ist / die Teuffel sie ewig stechen. Jes. 59. v. 5. Jer. 8. v. 17.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 217-218.
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