36. Käyser [232] Cajus Julius.

Der vierdten und letzten Monarchie der Welt fürnehmstes Haupt ist gewesen Julius Cæsar. Derselbe ist Cæsar genennet worden / nicht darum / weil er aus seiner Mutter Leib ist geschnitten / und so zur Welt kommen / wie unsere Grammatici dichten / angesehen er seine Mutter die Aurelam, mit und bey sich im Frantzösischen Kriege gehabt / sondern entweder von den schönen langen Haaren / auf Lateinisch Cæsaries, oder aber vom Carthaginensischen Worte Cæsar, das ist / ein Elephant / dieweil er einen Elephanten umgebracht / und dessen Bild auf seiner Müntz geführet hat. Von diesem Julio Cæsare sind hernach alle[232] Römische Monarchen Cæsares genannt /und gebrauchen die Evangelisten auch das Wort καίσαρ.

Nun dieser Julius Cæsar ist eines so trefflichen Verstandes gewesen / daß er zugleich auf eine Zeit hat können lesen / schreiben / dictiren / und zuhören. Er hat pflegen zugleich 4. unterschiedliche Brieffe seinem Schreiber zu dictiren: Ja auch wol sieben / wann er dabey nichts anders zu thun hatte. Er ist so geschwind gewesen / daß er hat wissen zu reden von allem / was unter dem Himmel ist. Viel unterschiedliche Bücher hat er geschrieben / die verlohren seyn /ausgenommen das treffliche Opus oder Commentaria de bello Gallico, oder Civili, darinnen er beschreibet die Kriege / die er selber geführet. Er ist fünffzigmal selbst in der Schlacht gewesen; Und hats also dem Marco Marcello zuvor gethan / der 29. Schlachten gehalten. Von ihm seynd in den Schlachten und Kriegen / die er gehalten / getödtet worden / 1192000. Menschen / ohne die Victorien / welche er in Bürgerlichen Kriegen erlanget. Uber dieses hat er auch das Jahr / welches zuvor unrichtig geordnet war / nach der Sonnen Lauff accommodiret / und zurecht gebracht /und getheilet in 365. Tage / (dahero es noch jetzund genennet wird Annus Julianus.) Auch geordnet / daß des Jahrs Anfang wäre der Januarius, da zuvorn das Jahr anfieng vom Martio. Nach seinem Namen hat er auch genennet Julium den Monat / der zuvor Quintilis genennet ward. Im Anfang seiner Regierung ist dieser Julius Cæsar ein Gottesfürchtiger / gnädiger und löblicher Herr gewesen: Der aber nach so vielen Victorien hoffärtig worden. Dahero über 60. fürnehme Römer sich wider ihn verbunden / unter welchen auch gewesen Brutus und der [233] Cassius. Und ob er wohl durch ein Schreiben eines guten Freundes gewarnet ward / daß er sich hüten solte / hat er doch den Brieff nicht lesen können / sondern ist auf dem Rath-Hause von seinen Verfolgern mit 23. Wunden erstochen /und niedergemacht worden / im Jahr seines Alters 56. Die Mörder aber seynd GOttes Straffe nicht entlauffen: Dann ihrer keiner über drey Jahr lebendig blieben / sondern seynd allzumal umkommen / und entweder ersoffen / oder erschlagen worden / oder haben sich selbst getödtet. Ein Rath aber der Stadt Rom hat hernach das Rath-Hauß / darauf er erstochen / allezeit verschlossen gehalten / und ist am Tage dieses Monats nicht mehr Rath gehalten worden.


Weißheit stehet hohen Häuptern wohl an. An seine Obrigkeit soll man die Hand nicht legen / und sie tödten. Wer es aber thut der glaube gewiß / daß er GOttes Straffe nicht entgehen werde.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 232-234.
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