47. [250] Numa Pompilius.

Als Romulus der erste König der Römer von seinen Mit-Bürgern getödtet / und wegen der trerfflichen heroischen Thaten vom Volcke unter die Götter gerechnet war / und die Stadt Rom 30. Jahr gestanden / ist Numa Pompilius zum König erwehlet worden / der sich so sehr beflissen geistliche Aemter anzustifften /als der Romulus weltliche. Daher Plutarchus geschrieben / daß Rom von zweyen gestifftet / und aufgerichtet worden / nemlich vom Romulo, und Numa Pompilio. Der eine habe die Stadt erbauet / der ander habe sie versehen mit guten Gesetzen. Vom Numa seynd eingeführet die Priester Flamines. Item des Martis Priester Salii genannt / welche / wann sie opfferten / stattliche und köstliche Gasterey hielten /(daher Cœna Saliaris, ein herrliches Mahl: Saliarem in modum vivere, lecker und köstlich leben.) Der Numa hat auch gestifftet eine Nonnen- oder[250] Jungfrauen-Gesellschafft / welche Nonnen- oder Jungfrauen-Gesellschafft er genennet Vestales, derselben Amt war / daß sie ein immerwährendes Feuer hielten und bewahrten. Und wanns geschahe / daß diß ewige Feuer erlöschte oder ausgieng / so dorffte mans nicht wieder anstecken als am Blitz / oder an den Strahlen der Sonnen. Wo eine Vestalische Nonne ihre Jungfrauschafft verschertzte / ward sie lebendig begraben.

Er bauete auch einen Tempel dem zweyköpffigen Jano zu Ehren / und ordnete an / daß dieser Tempel /so offt die Römer Friede hätten / und keine Kriege führeten / solte zugeschlossen seyn: In Kriegs-Zeiten aber offen stehen. Es ist aber dieser Janus-Tempel nur zweymal nach des Numæ Zeiten zugemacht worden: Einmal nach geendetem Carthaginensichen Kriege / als die Stadt Rom ohngefehr gestanden 512. Jahr. Zum andern / bey Käysers Augusti Zeiten / da auch im gantzen Römischen Reiche Friede gewesen / und der Friede-Fürst / Christus JEsus / auf die Welt gebohren.


Unterm Schein der Gottseligkeit liegt offt schrecklicher Unglaube / und Abgötterey verborgen. Alle die geistliche Satzungen des Numæ seynd nur eitel Teuffels-Betrug. Daher zu verwundern / wie die Schwärmer haben mögen fürgeben / Numa wäre / wegen seiner Gottseligkeit und Justitz / eben so selig worden / als andere Christen. Warlich Plinius schreibet ausdrücklich / Numa sey ein Ertz-Zauberer gewesen / dessen Bücher man hernach öffentlich zu Rom verbrannt.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 250-251.
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