50. [255] Solonis Trost im Unglück.

Solon, einer von den sieben Weisen aus Græcia, wie er auf einmal seiner guten Freunde einen sehr traurig sahe / hat er denselben mit sich geführet auf einen hohen Thurn und vermahnet / er solte allenthalben die umliegenden Häuser beschauen. Wie solches[255] der betrübte Freund gethan / hat Solon gesprochen; Nun bedencke bey dir / wie viel Traurigkeit unter diesen Dächern wohl vormals gewesen? Wie viel auch jetzund und noch da ist? Und wie viel hernachmals sich darinnen begeben und zutragen wird? Womit er anzeigen wollen / daß kein Häußlein so klein / es sey ein Unglück darinnen. Derselbe Solon hat auch weißlich pflegen zu sagen: Wann alle Einwohner der Stadt all ihr Unglück zusammen trügen auf einen Ort / und hernach befohlen würde einem jeglichen etwas hievon wegzutragen / so würde ein jeder viel lieber sein eigenes wieder nehmen / als aus dem gemeinen Hauffen etwas ergreiffen.


Im Unglück soll man getrost seyn / und gedencken /man ists nicht allein. Ein jeder befindet sein Creutz am besten. Man muß mit dem / was einem GOtt auferleget /zufrieden seyn.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 255-256.
Lizenz:
Kategorien: