75. Vom grossen Reichthum Königs Darii /Davids und Salomonis.

[306] Von des mächtigen Königs Darii, des letzten in der Persischen Monarchie / überschwenglichen Reichthum / welchen der grosse Alexander überkommen /nachdem er den Darium geschlagen und ihm sein Königreich genommen / wissen die Griechischen Scribenten viel Rühmens und Pralens zu machen. Wahr ist es / daß Alexander in der einigen Stadt Susa gefunden / und von dannen hinweg aus des Darii Schatz-Kammer genommen / mehr dann 140. Tonnen geschlagenen oder gemüntzten Goldes / ohne die güldene Geschirr / silberne Gefässe / Purpur und Edelgesteine / derer eine grosser Menge. Solches aber ist kein Wunder: Dann Darius aus Asia allein am Zoll jährlich zu heben gehabt 574000. Talenta, jegliches Talent zu 600. Kronen gerechnet / seynd bey 3444. grosse Tonnen Goldes. Daher die Persianer diesen Darium einen Kauffmann genennet / ihren ersten Monarchen den Cyrum einen Vater / und dessen Sohn Cambysem einen Herrn.


Aber dieses des Darii Reichthum ist nicht zu rechnen gegen des Königs Davids und Salomonis grosse Schätze / davon im 1. Buch der Chronicken Meldung zuschicht. Wie König David seinem Sohn Salomoni anmeldet / er solte GOtt dem HErrn einen Tempel bauen / sprach er: Siehe / ich habe in meiner Armuth verschaffet zum Hause des HErrn hundert tausend Centner Goldes / und tausendmahl tausend Centner Silbers / etc. Ein Centner ist eben so viel / als bey den Alten[307] ein Talentum, oder 600. gute güldene Kronen /das macht am Golde sechzig tausendmal tausend Kronen / an Silber sechs hundert tausendmal tausend Kronen / ist zusammen 6600. Tonnen Goldes / die Tonne gerechnet zu hundert tausend Kronen Goldes. Und diß war die Summa an Gold und Silber / nur allein zum Gebäu des Tempels bestellet. Was war dann über das noch der Reichthum Davids?

Salomon übertraff seinen Vater weit am Vermögen. Dann daß ich geschweige den Zoll und die Schatzung / so ihm von den Kauffleuten jährlich gegeben ward /welche Summa so groß / daß man sie schwerlich beschreiben mag. Geschweige auch der 666. Talenta, oder Centner / das ist / 399600. Kronen jährliche Hebung. Item / die 10000. Talenta, oder 6000000. Kronen / die er im Vorrath hatte / wie dann auch die 120. Talenta, oder 27000. Kronen / die ihm die Königin aus Arabien verehret. Diß alles nicht gerechnet / hatte Salomon des Goldes und Silbers so eine grosse Menge / als Steine auf der Gassen / 1. Chron. 2. v. 15. Wer kan diesen Reichthum aussprechen? Oder was für ein Potentat hat jemahls auf der Welt gelebet /der hierinn mit Salomon könte verglichen werden? Salomon wird billich für den reichsten / weisesten /geehrtesten König gehalten / der von Anfang geleben und forthin leben wird / nach Aussage GOttes des HErrn selber / 2. Chron. 1. v. 12.


Reichthum ist zwar eine Gabe GOttes / wie an David und Salomon zu ersehen / dennoch besitzen ihn auch gottlose Leute als Darius, Crœsus, Crassus, und vergleichen: Aber ganz unbeständig / vergänglich und nichtig. Wo ist nun der Vorrath Davids Salomonis und anderer: Vanitas Vanitatum.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 306-308.
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