77. [310] Agathoclis güldenes Bild.

Agathocles ist von geringen und schlechten Eltern gebohren / in der Insul Sicilia, sein Vater war ein Töpffer / ein armer verachteter Mann. Anfänglich hat er für einen gemeinen Soldaten gedienet / und weil er sich mannhafft und ritterlich erzeiget / ist er hernach[310] zum Obersten erwehlet / in welchem Amt er sich auch so wohl gehalten / daß er an das Königs Stelle kommen /und also König in Sicilien worden. Weil er nun von so schlechter geringer Herkunfft / ward er von seinen Unterthanen derhalben verachtet / da hat er dieselbe auf folgende Art zum Gehorsam und Observanz gebracht: Er gebrauchte in seiner Kammer güldene Becken und Nacht-Töpffe / oder Bruntz-Kacheln / die ließ er schmeltzen / umgiessen / und daraus ein herrlich schön Bild machen / in Gestalt des Gottes Jupiters / welches er am heiligsten Ort des Tempels hinsetzte. Wie nun die Leute häuffig zulieffen / niederfielen / und das güldene Bild anbeteten / da ist der König herfür getreten / sagende: Ihr Männer von Sicilien thut diesem Bilde göttliche Ehre an / da es doch nur von einer unflätigen Bruntz-Kachel gemacht ist: Warum wegert ihr euch mich zu ehren und zu respectiren / ob ich schon von geringem Herkommen bin? Hierdurch hat er seine Unterthanen zum gebührlichen Gehorsam gebracht. Ferner hat sich Agathocles nicht allein nicht geschämet zu bekennen / daß er eines Töpffers Sohn war / sondern hat auch durch sein Exempel die Seinigen angereitzet zur Tugend und Tapfferkeit. Und damit er sich allezeit seines Ursprunges erinnerte / hat er beneben den güldenen Geschirren /auch erdene Gefässe gebraucht / anzuzeigen / daß auch ein geringer Mensch könne zu hohen Dingen kommen / und daß man in grossem Glück sich nicht zu sehr erheben soll. Davon diese schöne Verse:


Fama est, fictilibus cœnasse Agathoclea Regem,

Atque Abacum Samio sæpe ornasse luto.[311]

Quæsitus causam, respondit: Rex ego qui sum

Siciliæ, figulo sum genitore satus.

Fortunam reverenter habe, quincunque repente

Dives ab exili progrediere loco.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 310-312.
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