8. Vom [183] Demosthene und Laide.

Zu Corintho war ein sehr berühmt leichtfertig Weib /mit Nahmen Lais, welche wegen ihrer Schönheit und lieblichen Geberden viel Geld verdienete / massen dann die Reichsten und Fürnehmsten in gantz Græcia zu ihr reiseten. Sie aber ließ niemand zu sich / der nicht gab / was sie forderte. Sie forderte aber eine überaus grosse Summa Geldes. Dannenhero das Sprichwort kommen: Non cuivis licet ire Corinthum; Nemlich / der da nicht geben könte der Laidi, so viel sie forderte / der dürffte nur ihrenthalben nach Corintho nicht ziehen. Nun trug es sich zu / daß auch Demosthenes, der weitberühmte Redner / einmal heimlich zu der Laide gieng / und sie bat / daß sie ihm wolte zu Willen seyn. Da forderte Lais von ihm ein Talentum, das ist / sechshundert Cronen oder tausend und vierhundert Gülden. Hierüber hat sich der Demosthenes entsetzet / so wol des grossen Geldes halber /als wegen der Unverschamheit des Weibes: Ist davon gangen / hat die Laidem sitzen lassen und gesaget: Tanti pœnitere non emo, so viel gebe ich nicht für ein Ding / dessen mich doch alsbald gereuen würde /wann ichs gethan hätte.


[183] Huren bringen manchen um sein Gut und Geld. Um schnöder Sünde willen muß man nicht den Himmel ver schertzen / und um schnöder Lust auf sich bürden die ewige Unlust.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 183-184.
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