9. Wie [184] Darius zum Königreich kommen.

Darius, Histaspis Sohn / ist gewesen ein Trabant und Diener des Königs Cambysis, und auf folgende Weise nach dem Cambyse, König über die Perser und Meder worden.

Wie Cambyses verstorben / da hat sich ein Magus mit Nahmen Smerdis, aufgeworffen für einen König /denselben hat Darius mit noch andern sechs fürnehmen Männern in seiner Kammer erstochen. Wie diese sieben nun sich nicht vertragen konten / welcher unter ihnen dem Cambysi succediren und König seyn solte / da haben sie sich also verglichen / daß sie des andern Morgens alle zu Pferde sitzend auf einem Platz zusammen kommen wolten / und wessen Pferd zum ersten würde wiehren oder schreyen / derselbe solte an Cambysis statt König werden. Darius hat seinem Pferde-Meister solchen Anschlag offenbahret / der denn folgende List erdacht. Auf den bestimmten Platz hat er des Abends des Darii Leib-Hengst geführet /auf dem er des folgenden Morgens reiten wollen / und ein Mutter-Pferd darzu gelassen; Wie nun des Morgens Darius sammt den andern auf den Platz geritten kommt / und des Darii Hengst solchen Ort kennete /auch verhoffte / er würde das Mutter-Pferd wiederum allda antreffen / da hat der Hengst laut geschrien. Als solches die andern gehöret / seynd sie von ihren Pferden abgestiegen / dem Dario zu Fusse gefallen / und haben ihn für einen König auf und angenommen. Also ist Darius aus einem schlechten Trabanten / durch List seines[184] Pferd-Bereiters / und durch ein Pferd-Geschrey Monarcha worden der Meder und Perser.


Eines erfahrnen Mannes Rath soll man sich gebrauchen. Mancher kömmt mit List und verborgener Kunst zu Ehren. Wem das Glück die Ehre gönnet / dem soll man die nicht mißgönnen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 184-185.
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