82. Vom Begräbniß [318] Beli und Semiramidis.

Des Nini Groß-Vater / wie gesagt / war Nimrod, sein Vater war Belus, seine Haus-Frau Semiramis. Von diesen zwey letzten / Beli und Semiramidis Begräbniß ist etwas denckwürdiges von den Scribenten aufgezeichnet / welches ich auch jetzt fürzutragen gesinnet.

Wie der mächtigste Potentat der Perser / Xerxes /an die Oerter kam / da Belus sein Begräbniß hatte /ohngefehr anderthalb tausend Jahr nach des Beli Tode / da hat er die Grabstätt lassen aufgraben / und darinnen gefunden ein gläsern Gefäß voll klares wolriechendes Oels / darinnen des Beli todter Cörper schwumme: Nechst dabey an einer Marmel-Seulen waren dieses Worte geschrieben: Welcher Mensch dieses Grab eröffnen / und das Gefäß nicht wiederum mit Oele füllen wird / der wisse / daß er ein unglückselig und jämmerlich Ende nehmen werde. Xerxes ward hierüber bestürtzet / ließ alsbald Oel mit Hauffen herbringen / und in das eröffnete Geschirr auf des Beli Cörper giessen: Aber alles vergeblich. Zuletzt wie er gesehen / daß unmöglich war / das Gefäß mit Oel wieder zu füllen / ist er davon gezogen. Was ihm darüber für Unheil wiederfahren / und wie unglückselig er um sein Leben kommen / ist am andern Ort gedacht.

Mit der Semiramidis Begräbniß hat es eine solche[318] Beschaffenheit gehabt. Sie hatte auf ihre Grab-Stätte schreiben lassen folgende Worte: Welcher König Geld oder Gold begehret / der nehme heraus / so viel er will. Zu diesem Begräbniß kam der König Darius viel hundert Jahr hernach / lase die Schrifft / und eröffnete das Grab. An Gold aber fand er gantz nichts darinnen / sondern in einem Täffelein ein Gedächtniß / also lautend: Wann du nicht ein böser Mann / und mit Gelde unersättlich wärest / so würdest du der Verstorbenen Begräbniß nicht gewaltsamlich angegriffen und verletzet haben.


Der Verstorbenen Ruhe soll man nicht stören / sondern ihr Gebein in Frieden lassen. Dann die Begräbniß sind heilig.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 318-319.
Lizenz:
Kategorien: