88. König Xerxes.

[326] Der mächtigste unter allen Persischen Monarchen ist gewesen der grosse Potentat Xerxes / welcher in der Bibel genennet wird Ahasverus / dessen ersten Gemahl Vasthi / wegen ihres Hochmuths verworffen /und das Mäißlein Esther / (sonsten Arossa genannt) an ihre Statt dem Xerxi beygelegt / und Königin worden. Es hatte aber Xerxes zween höflich und Königliche Räthe / den Mardonium und Artabanum. Mardonius reitzete Xerxem an / einen Krieg wider die Griechen anzufahen / Artabanus aber widerrieth solches alles immer nach Vermögen. Doch Xerxes / sich verlassend auf seine schreckliche und unerhörte[326] Macht /macht sich fertig zum Kriege / versammlete sein Volck von streitbaren Männern / daß ihrer wurden sechszehenmal hundert tausend Mann / nach Aussage Herodoti. Damit überzog und überschüttete er gantz Griechenland dermassen / daß das Kriegsheer gantze Flüsse austranck / leer und trucken machte. Xerxes ließ auch grosse ungeheure Berge aus dem Wege räumen / seinem Volck einen Durchgang zu machen. Und wie ihm der Wind und das Meer nicht fügen wolte / ließ er das Meer gleichsam zur Straffe mit Ruthen und Peitschen schlagen. Aber alle diese Persische Macht ward innerhalb zweyen Jahren / in vier unterschiedlichen Schlachten / gantz zu nicht und zu Schanden gemacht von den Griechen / also / daß Xerxes mit Spott auf einem kleinen Fischer-Kahn entfliehen / und sein Leben retten muste. Die vier Schlachten sind geschehen: 1. zu Lande bey Thermopylas, da auf der Griechen Seite gewesen der Oberste Leonides. 2. zu Wasser bey Artemisia, unter dem Griechischen Helden Temistocle. 3. Bey Salamine vom selbigen Themistocle, daß Xerxes im Schiff davon geflogen. 4. Bey Plateus, da Pausanias der Griechen Haupt gewesen / in welcher mächtigen Schlacht auch umkommen der Mardonius, Anfaher und Stiffter dieses Krieges. Xerxes nach Verlust einer so grossen Menge Volcks /ist wieder nach Persien gereiset / hat allda sein Leben in Wollust und aller Uppigkeit vollbracht / und ist endlich vom Artabano, der ihn von diesem Kriege abgemahnet / erschlagen worden.


Friedrathenden Räthen soll man folgen. Auf seine grosse Macht muß man sich nicht verlassen / und darauf wider GOtt pochen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 326-327.
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