15. Warum man zu dieser Zeit das Jahr vom Januario anfähet?

[380] Wie vormahls Romulus die Stadt / nach seinem Namen Roma genennet / gebauet / und fast alles in Richtigkeit gebracht hatte / hat er auch die jährliche Zeit in Ordnung zu setzen vorgenommen: Derohalben das gantze Jahr ausgetheilet in zehen gewisse Monaten / unter welchen den ersten er Martium geheissen /dem Gott Marti zu Ehren / von welchem er meynete gebohren zu seyn / und den er für seinen Vatter hielte: Auch weil er eines Martialischen Geistes war / und dem Kriege inbrünstig zugethan. Darbeneben ist darum auch Martius zum ersten Monat des Jahrs gemacht und erkohren / weil in demselbigen die Sonne (des Jahrs einige Mutter und Ursache /) ihren Lauff durch den Himmlischen Thierkreiß aufs neue wieder anfähet / und in das erste Zeichen nemlich den Widder eintritt. Also hielt es Romulus für billich und recht /daß so wohl die Sonne als das Jahr einerley Antritt /oder auf eine Zeit ihren Anfang nehme. Nach dem Martio folgen die andern Monaten ordentlich / Aprilis oder Venus Monat (Aphrodite ist die Venus) Majus, der Aelter-Monat (von den Majoribus.) Junius der Jünger-Monat (von den Junioribus.) Quintilis der fünffte vom Martio, welchen Käyser Julius erst umgetaufft / und ihm seinen eigenen Nahmen gegeben /und Julius geheissen. Sextilis, der sechste / vom Käyser Augusto geheissen Augustus. September der siebende. October der achte. November[380] der neundte / December der zehende. Diese seyn die Monaten alle gewesen / vom Romulo eingesetzet: Des Romuli Nachfolger / König Numa, hat noch zween andere hinzu gethan: Nemlich Januarium, vom zweyköpffigen alten Lateinischen König / Jano, genennet. Und Februarium, vom alten Wörtlein Februare, reinigen /oder von Februis, das ist Seelmessen / welche in diesem Monat die Römer vor alter Zeit für ihre verstorbene Freunde jährlich zu begehen pflegten. Es hat aber dem Numæ gefallen / daß das Jahr seinen Anfang nehme vom Januario, dem der Februarius und diesem hernacher die andern Monaten in ihrer Ordnung folgen solten. Die Ursache / so ihn bewogen /diese Veränderung zu machen / ist zweiffels ohne diese gewesen: Weil um diese Zeit kurtz vor dem Januario die liebe Sonne / nach dem sie am allerweitesten von uns gegangen / sich wiederum zu uns kehret / und näher zu uns herauf zu steigen beginnet: Alsdann fahen die Tage an sich zu längern: Alsdann tritt der Safft wieder in die Bäume: Alsdann fähet die gantze Natur dieser Oerter eine heimliche Bewegung an. Wir Christen aber haben viel grössere Ursache das Jahr vom Januario anzuheben / angesehen zu die ser Zeit die Sonne der Gerechtigkeit / Christus JEsus /uns ist aufgegangen aus der Höhe / und hat Menschliche Natur durch seine freudenreiche Geburt an sich genommen / uns dadurch zu Kindern GOttes gemacht / deß wir ihm billich Danck sagen in Ewigkeit.


GOtt hat Lichter am Himmel gesetzet / daß sie theilen das Jahr.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 380-381.
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