38. Viel Kinder zeugen.

[420] Wahr ist es / was der Königliche Prophet David im Psalm sagt: Kinder sind eine Gabe GOttes / und Leibes-Frucht ist ein Geschenck des Höchsten: Wol dem / der seinen Köcher derselben voll hat / etc. So ist doch auch wahr / daß durch Verhängniß[420] GOttes auch wol bißweilen einem Kinder gegeben werden zur Straffe der Sünden. Hiervon ein Exempel. Erasmus und Lud. Vives erzehlen / daß im Jahr 1276. in Holland sey eine Gräfin gewesen / mit Nahmen Margarethn: Crantzius in seiner Vandalia schreibet: Sie sey in Holstein gewesen / (allda sich die Geschicht zugetragen im Jahr 1313.) zu welcher er einsmals eine arme Frau kommen / zwey kleine Kinder (Zwillinge) auf ihren Arm tragend / und die Allmosen gebeten. Die Gräfin meynend / es wäre unmüglich / daß ein Weib zugleich 2. Kinder von einem Mann zeugen solte / hat sie übel ausgemacht / gescholten / und für eine Hure und Ehebrecherin gehalten / welche es mit mehr als einem Manne gehalten. Das arme Weib gehet betrübt und weinend hinweg / wünschet der Gräfin: GOTT wolle ihr auf einmal so viel Kinder geben mit ihrem Manne / als Tage im Jahr sind. Was geschicht? Aus GOTTES Verhägniß wird die Gräfin Margaretha schwanger / und gebieret im 40sten Jahr ihres Alters / in einer Stunde auf den Pfingsttage 365. Kinder / welche also vollkommen und lebendig / daß man die Knäblein von den Mägdlein hat unterscheiden können. Sind auch allesamt in zweyen Becken getauffet / und die Knäblein Johannes / die Mägdlein Elisabeth genennet worden. Diese Geschicht ist zu Loßdün in Holland / nicht fern von Schevelingen / in der Kirchen auf eine Tafel abgemahlet / mit beygefügter Lateinischer Erklärung / darinnen auch gedacht wird / daß die Gräfin Margaretha gewesen Graf Hermanns Ehegemahl / und eines Grafen aus Holland Tochter.


Arme Leute soll man nicht mit losen Worten von sich weisen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 420-421.
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