41. Spinnen-Fresser / Gifft-Fresser.

[425] Beym Cœlio, einem Ausbund vom gelehten Manne finden wir / daß zu Zeiten Alberti M. zu Cölln am Rhein ein Mägdlein gelebet habe / (welches er selber gesehen und angeredet) daß in ihrer zarten Jugend /ohngefehr 3. Jahr alt / eine solche Begierde und Lust gehabt / vergiffte Spinnen zu essen / daß sie ihnen längst den Mauren und Wänden nachgekrochen / sie ergriffen und mit Lust gegessen: Sey auch davon sehr hübsch / feist und wol genähret worden.

Aristoteles gedencket auch einer Jungfrauen / welche anfänglich sich gewehnt nur ein wenig Gifft zu essen / und darvon ihre Nahrung zu haben: Aus welcher Gewohnheit dann eine Natur worden / daß sie endlich den stärcksten Gifft nicht anders / als gewöhnliche gesunde Speise täglich zu sich genommen: Dadurch aber[425] so vergifftet worden / und eine so schädliche Art und Natur erlanget / daß sie mit ihrem Speichel oder anderer Feuchtigkeit des Leibes alle /so zu ihr nur naheten / alsbald tödtete: Zweiffels ohne ist diese derselben Gattung gewesen / davon beym Plutarcho und andern Meldung geschicht / daß nemlich ein Weibsbild zum grossen Alexandro ins Lager kommen / welche mit ihm zu buhlen begehret: Aristoteles aber habe den Betrug gemercket / und seinem Könige gerathen / er sollte sie erstlich seinen Hoff-Junckern zu versuchen geben: Welche / so bald sie sie nur unzüchtig angerühret / im Augenblick vergifftet /und des Todes verfahren seyn.


Siehe / so viel vermag die Gewohnheit / auch in bösen unnatürlichen Dingen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 425-426.
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