44. [430] Curii, eines Römischen Bürgermeisters Redligkeit und Eingezogenheit.

Kein Volck hat den Römern so grosse Unruhe und so viel zu thun gemacht als die Samnites, mit welchen sie in die 50. Jahr Kriege geführt. In währendem diesem Kriegswesen ist auch zu seiner Zeit Marcus Curius, ein Obrister gewesen / welcher mit seinen Collegen, Publio Cornelio, die Samnites in der Schlacht überwunden und niedergeleget; Die Samnites hier durch gezwungen haben an den Rath zu Rom eine Legation abgefertiget / von etlichen fürnehmen Männern / welche wolwissend / daß Curius in grossen Ansehen war / und viel bey der Sachen thun konte / zum Curio gegangen ins Haus / da sie ihn beym Feuer-Herd sitzend gefunden / und Rüben braten; Sie haben ihm Rede angewonnen / und gebeten / er möchte ihnen günstig fallen: Damit ihme præsentiret und dargereichet ansehnliche / köstliche / theurbahre Geschencke von Gold und Edelgesteinen. Curius hat sie ausgelachet / und gesprochen: So lange ich diese noch essen mag / (meynete seine gebratene Rüben /) bedarff ich keines Goldes oder Kleinodien: Ich will lieber herrschen über die / so Gold besitzen / als selber Gold haben: Hat sie hiermit ihren Weg paßiren lassen.

Eben dieser Curius hat hernachmals auch den mächtigen König Pyrrhum aus Italien vertrieben /und wie er wieder nach Rom gekehret / in vollem Rath gesaget: So viel und groß Land hab ich gewonnen / daß / wo ich nicht so viele Menschen dabeneben hätte[430] gefangen / müste das Land öde liegen / und könte nicht gebauet werden. So viel Menschen habe ich gewonnen und bekommen / daß / wo ich nicht dabey so viel Landes hätte eingenommen / die Menschen Hungers sterben müsten.


1. Redlichkeit ist eine schöne Tugend / zieret das Alter und die Jugend. 2. Die Natur ist mit wenigem zufrieden. Läßt sich wohl begnügen mit geringer Speise / bedarff keines grossen Aufschlages.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 430-431.
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