52. Von schnellen und geschwinden Läuffern.

[443] Wenn ich betrachte / was in der Heil. Schrifft gelesen wird / im 2. Buch Samuelis 11. Cap. von Asahel /daß er von so schlechten Füssen gewesen wie ein Rehe auf dem Felde / so erinnere ich mich etlicher geschwinder Läuffer / derer bey den Heydnischen Scribenten gedacht wird.

Herodotus und Xenophon bezeugen / daß die Persianische Lackeyen (wie wir sie nennen) vom Cyro erst aufgebracht / schneller haben lauffen / als ein Kranich oder Taube in der Lufft fliegen können / und das unter Menschen niemand geschwinder als sie gefunden worden; Mercklich ists auch / was Suidas schreibet /[443] nemlich daß Hæmanius ein Grieche von so leichten Füssen gewesen / daß / wie die Schlacht der Athenienser mit den Persianern geschehen / in welcher er Hæman schwerlich verwundet / er angefangen zu lauffen / und in wenig Stunden aus der Schlacht nach Athen gekommen / einen mächtigen grossen Weg hinüber; Allda gerade nach dem Rathhause gegangen / und wie er kaum diese Wort ausgesaget: Seyd wol und gutes Muths / mit uns stehet es noch wol / schleunig tod niedergefallen / weil er sich gar zu sehr verblutet. Es haben sich zu jederzeit grosse Potentaten beflissen / schnelle Boten oder Läuffer an ihren Höfen zu halten / die haben müssen aufm Haupt Pulmagien oder Federbüsche tragen / daher sie Pterophori genennet worden / wie solches Plutarchus in Käysers Otto Leben bezeuget. Und weil diese Boten geschwind wie der Wind geflogen / hat man sie auch nach den Winden genennet / den einen Boreas oder auch Norden / den andern Sud-West / etc. Solinus gedencket eines Knaben von Mileto, Polymnestor geheissen / welcher / wann er gewolt / einen Hasen in vollem Springen nachgefolget / und den mit der Hand ergriffen. Sonsten waren bey den Griechen sonderliche Ubungen / in welchen die Jugend zum Lauffen abgerichtet ward: Solche Läuffer wurden genennet Stadiodromi / unter welchen auch waren die Dolichodromi / die ohngefehr eine halbe Meile in einem Athem ohne Ruhen lauffen konten. Aber die fürnehmsten waren Hemerodromi / so den gantzen Tag von Morgens biß zu Abends ohn Unterlaß / ohne Ruhen /in einem Rennen fortsatzten / und mit dem geschwindesten Rossen in die Wette lieffen / die sie doch auch offt übertraffen.


[444] Gleich wie alle Gaben von GOtt kommen / also ist auch der Füsse Fertigkeit eine Gabe GOttes. Christen müssen geschwind seyn zum Guten / langsam aber zum Bösen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 443-445.
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