53. Der Alten Ringe-Kunst.

[445] Bey den Alten seynd vielerley Arten / den Leib zu üben und zu stärcken / im Gebrauch gewesen: Unter denselben ist die Ringe-Kunst nicht die geringste. Man hat lange weite Schrancken oder Fechtplätze zugerichtet / und die mit kleinem Sande bestreuet / auf daß man desto fester und gewisser stehen können. Die Ringer / welche zusammen kämpffen wolten / haben sich gantz nackend ausgezogen / und den Leib mit Oel über und über beschmieret / oder auch mit einer Salbe von Oel und Wachs zugerichtet. Hernacher mit Asche oder Staub bestreuet / darauf seynd sie zusammen getreten / den Leib und die Arme einer gegen den andern gekrümmet / und fest stehend sich weidlich auf das Fell gegriffen. Der den andern hat niedermachen können / hat den Krantz davon getragen. In solcher Ringe-Kunst ist der Milo von Crotana trefflich geübt gewesen; Wie denn auch Sostratus Sycionius, welcher / wann er nur seines Wiederparts Hand ergriffen /sie alsbald in Stücken zerbrochen und zerknirschet. Dergleichen war auch Maximus aus Thracia / welcher vom Käyser Severo bittlich erlanget / daß er sich möchte in Ringen offtmahls sehen lassen; Hat derhalben mit etlichen Soldaten solch Spiel angegriffen /und ihrer 16. starcke Männer / einen nach dem andern / zu Boden geworffen.

Käyser Severus wolte Maximi Stärcke noch mehr prüfen / ließ ein starck Pferd bringen / saß drauf /stieß das Pferd zu lauffen an. Maximus mußte beyherlauffen /[445] und dem Pferde Fuß halten: Aber das Pferd ward ehe müde als Maximus. Da das geschehen / ist er flugs wiederum einen Ringekampff angegangen /und 7. starcke gewapnete Ritter nieder gerissen. Endlich als ihm deßhalben viele gehäßig worden / und ein Wachtmeister / gar groß von Leibe / und von bekanter und berühmter Stärcke ihm in Unglimpff etwas fürwarff / hat er denselben gefraget / ob er ringen wolte; Der ander tritt heran / da ergreifft ihn Maximus an der Brust / hebt ihn in die Höhe / wirfft ihn übern Hals /daß er wie ein Klotz aufm Rücken darnieder liegt / Maximus schreyet überlaut: Frisch heran / noch einer von derselben Art.


Leibes Kräffte und Geschwindigkeit ist wol gut / besser aber ist des Gemüths Tugend und Geschicklichkeit.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 445-446.
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