67. [468] Apollonius Thyanæus, ein alter berühmter Zauberer.

Philostratus, ein berühmter Grichischer Scribent / hat des Apollonii (welcher ein Pythagorischer Philosophus gewesen / und zu Epheso gelehret) Leben beschrieben. Da er unter andern auch gedencket / daß zu der Zeit kein erfahrner / benahmter Schwartzkünstler gewesen / als eben gedachter Apollonius. Er (Apollonius) hatte zwo Tonnen oder Weinfässer verfertiget: Das eine für den Regen / das andere für den Wind und schön Wetter. Wann nun die Landschafft Indien mit grosser Truckne oder Dürre beschweret[468] ward / da that Apollonius sein Gefäß auf / ließ heraus kommen Wolcken und Regen / dadurch das gantze Land befeuchtet ward: Hingegen wanns allzuviel regnete / machte Apollonius das andere Faß auf / und ließ die Winde heraus / welche den Regen vertrieben / und schön hell Wetter machten. Über das / wann er mit andern irrdischen Weisen (die man Brachmanes nennete) über Tafel saß / so befahl er nur mit einem Wort den Bäncken / Dreyfüssen / Bechern und andern Geschirren /daß sie musten aufwarten / einschencken / gehen /wohin man es haben wolte: Welches dann alles auch alsbald geschehen. Wann Apollonius an einem Ort spatzierte / da Bäume stunden / und grüssete die Bäume / so machte er / daß die Bäume auf der Städte ihre Gipffel und Zweige beugeten / und ihm mit lauter Stimme auf Griechisch antworteten / und danckten. Wie der Apollonius einmal wegen seiner Zauberey beym Käyser Domitiano angeklaget / und allda fürm Käyser fürgestellet ward / nachdem die Anklage geschehen / und man erwartete / Apollonius solte sich verantworten / da ist Apollonius verschwunden / und hat ihn kein Mensch mehr gesehen / sondern also fort zu Epheso bey seinen Schülern sich finden lassen: Allda kurtz hernach / als er auf der Cathedra stunde /und seine Lection hielte / hat er schleunig still geschwiegen / und ist im Geist verzucket worden / so bald laut zu schreyen angefangen: Recht / recht! Stephane, fahre immer fort / schlage auf den Verfolger den Schelm: O wohl Stephane, du hast es recht gemacht / siehe da lieget er / und ist schon todt. Im selbigen Augenblick ist Domitianus erstochen:


[469] Der Teuffel ist heut nicht erst ausgelassen. Er hat schon vorlängst seine schwartze Kunst unter den Menschen Kindern gebrauchet. Dafür hüte dich O Christliches Gottsfurchtiges Hertz.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 468-470.
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