68. Was für Wein Christus aus Wasser gemachet / zu Cana auf der Hochzeit?

[470] Daß es rother / und nicht weisser Wein gewesen /könte man aus vielen Gründen beweisen. Zwar habe ich niemals bey keinem davon etwas gelesen / wil doch anzeigen / was mir hierüber wol für diesem eingefallen?

Der HErr Christus hat solchen Wein aus Wasser gemachet / der damals in Galiläa wuchs / und von den Leuten getruncken ward: Angesehen / er ihm die bey den Jüden gewöhnliche Speise und Tranck allezeit hat gefallen lassen / und findet man nirgend / daß er entweder selber etwas sonderliches gessen und getruncken / oder seinen Freunden geschaffet; Derhalben hat er solchen Wein aus Wasser gemachet / als man auf der Hochzeit zuvor getruncken hatte. Nun war das kein weisser / sondern rother Wein. Erstlich weil alles / was anderswo in der Heil. Schrifft vom Wein aufgezeichnet ist / lautet vom rothen Wein; Die Heil. Schrifft aber redet von keinem andern Wein / als von dem / der bey den Jüden gemein war und getruncken wurde. Genes. 49. Seine Augen seyn röther als Wein. Esa. 65. Warum ist dein Kleid roth / wie eines / der die Weinpresse getreten hat / Sprüchw. 23. Siehe nicht den Wein an / daß er so roth ist / und im Glase so schön stehet. Syr. 50. Er recket seine Hand aus mit dem Tranckopffer / und opffert den rothen Wein. So ist nun vermuthlich /[470] daß der HErr Christus gleichfalls in seinem letzten Abendmahl den gewöhnlichen rothen Wein seinen Jüngern im Testament dargereichet: Weil bey den Jüden kein anderer gebräuchlich. Und so man den Heydnischen alten Historien-Land-und Kräuter-Beschreibern möchte Glauben beymessen / so ist gewiß / daß derer keiner des weissen Weins mit einem Worte gedacht / als solte er im Jüdischen Lande wachsen / sondern gedencken nur alle des rothen Weins. Aus diesen Ursachen wird ohne Zweiffel der Wein in der Bibel hin und wieder genennet der Trauben-Blut / wegen der blutrothen Farbe: Als Gen. 49. Er wird sein Kleid in Wein waschen /und seinen Mantel im Blut der Weinbeeren. Offenb. 14. Die Weinkälter ward ausser der Stadt gekältert /und das Blut gieng von der Kälter. Ist ein Gleichniß vom Blut der Weintrauben.


Viel bekümmern sich um Rom / und haben doch kein Hauß darinn. Mann lasse die unnützigen Fragen fahren /und bekümmere sich um das / was nützlich ist.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 470-471.
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