83. Spanische Tyranney in West-Indien.

[489] Wie schrecklich und grausam vor diesem die Spanier in der neuen Welt gehauset mit dem Einwohnern daselbsten / davon seynd grosse[489] Bücher voll in offenem Druck. Eins wil ich nur allhier setzen. Für der Spanier Ankunfft hatten die Americaner nie keine Mußqueten oder Geschütz gesehen oder gehöret / verwunderten sich derhalben sehr über solche Ding / und vermeynten / die Spanier wären Götter / so Donner und Blitz machen könten / wann sie wolten. Sie hatten aber gehöret / es wäre an einem weit abglegenem Orte ein Paradieß oder Freuden-Platz / dahin sie dermaleins von den Göttern solten geführet werden. Die Spanier bildeten diesen frommen einfältigen Menschen ein /sie wären die Götter / und solten sie nur in ihre Schiffe kommen / sie wolten sie nach dem Paradieß bringen: Laden alle ihre Schiffe voll Americaner: Fahren auf die hohe See / nehmen einen nach dem andern /stechen ihnen die Kehle ab / werffen sie über Bort /fahren wieder ans Land / holen andere / und machens mit denselben eben also. Auf diese Art haben sie allein aus den kleinen Insuln Cuba / Jamaica / Spaniola über 48. mal 100000. Menschen geführet und erwürget / daß auch die See etliche Meilweges ist gantz blutig geworden / und die todten Cörper / wie Insuln auf einander gelegen. Also wurden diese Länder von ihren natürlichen Einwohnern leer / und war niemand / der den Spaniern wehrete / solches zu besitzen und zu gebrauchen nach ihrer Lust und Willen.


Löwen / Bären und andere grausame Thiere wüten so nicht gegen ihre Art / als Menschen unter einander.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 489-490.
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