85. [492] Pompejus der Grosse.

Cnejus Pompejus ist gewesen einer von den alten mächtigsten Helden zu Rom / zu Zeiten Julii Cæsaris, anfangs der vierdten Römischen Monarchie / er hat mit seiner Tugend und unglaublichen Victorien den Zunahmen Agamemnonis verdienet / und ist der Grosse / wie Alexander / genennet worden. Es war dazumal kein Mensch in der Welt / der grösser Ansehen hatte als er / der auch mehr vermochte und könte: Also daß er sich selbsten rühmte / wann er mit dem Fuß auf den Erdboden stieß / müste gantz Asia erzittern. Aber wie elendiglich ist er doch um sein Leben kommen? Julius Cæsar und Pompejus waren allezeit wider einander: Endlich ward dieser von jenem in eine Schlacht überwunden / und wurden über die 15000. Pompejaner erschlagen / und 42000. gefangen. Pompejus warff den Purpurrock und andere Zierrathen von sich / flohe in Egypten: Schickte zum jungen König Ptolomæo, und bate den um Hülffe / blieb unterdessen in seinem Schiffe mit seinem Gemahl Cornelia, und einem seiner Söhne / und wartete auf Antwort.

Da kamen aus Befehl des Ptolomæi in einem kleinen Fischkahn gefahren / zu des Pompeji Galleen etliche Männer / die ihn dann zu sich in den Nachen zu steigen anmahneten: Pompejus gesegnete sein Gemahl und Sohn / und fuhr hinweg.

Als sie ziemlich weit fort und fast ans Land kommen / stund Pompejus auf und machte sich geschickt /auszusteigen / da stach ihn einer zum Rücken hinein /die[492] andern zogen ihre Degen auch aus und strichen auf Pompejum zu / welcher / da er solches sahe / seinen Mantel um das Haupt wickelte / kein Wort mehr redete / und sich also vollends umbringen ließ. Diß alles konte Cornelia seine Haußfrau / sein Sohn und die andern Römer aus dem grossen Schiff wol sehen /welche darüber grosse Klage führeten / mit dem Schiff umwandten und davon flohen. Die Mörder schnitten Pompejo den Kopff ab / trugen ihn hinweg /wurffen den Cörper nacket und bloß aus dem Nächlein ans Land / da er bald hernach von einem seiner Knechte verbrannt ward / nach Römischen Gebrauch.


Ein merckwürdig Exempel der Unbeständigkeit alles menschlichen Wesens: Und daß grosse Herren auf ihre Gewalt / Autorität und Glück sich nicht allzuviel verlassen sollen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 492-493.
Lizenz:
Kategorien: