[24] Plutarchus erzehlet folgende Geschicht: Der Ptolomæus, König in Antiochia / hat auf einmal zu Gaste gehabt sieben Abgesandte / von unterschiedlichen Königreichen / welche unter der Mahlzeit mit einander angefangen zu disputiren / welches Land die besten Gebräuche und Gesetze hätte? Ein jeglicher Gesandter hat sein Land hoch erhoben / und den andern fürgezogen. Daher Ptolomæus es für rathsam angesehen / eines jeglichen Rede und Ursach zu vernehmen /anzuhören / und dann nach Betrachtung der Sachen /seine Meynung zu sagen.
Der Abgesandte von Rom brachte für: Daß allda die Kirchen und der Gottesdienst in grössern Ehren wären / als an einem Orte der Welt.
Der Gesandte von Carthago sagte: Daß daselbst der Adel nicht müde würde vom streiten / der gemeine Pöbel von arbeiten / die Philosophi vom unterweisen.
Der Gesandte von Sicilien sagte: Daß man daselbst die Justitiam handhabete / die Warheit liebete / und daß einer dem andern gleich wäre.[24]
Der Gesandte von Rhodis sagte: Daß daselbst die alten Leute lebeten erbarlich / die Jungen züchtiglich /die Weiber verschwiegen.
Der Abgesandte von Athen sagte: Daß man da selbst nicht gestatte / daß die Reichen wären vortheilhafftig / der Pöbel müßig / die Regenten einfältig.
Der Gesandte von Lacedämone sagte: Daß bey ihnen kein Neid regierete / denn einer wäre dem andern gleich / daß kein Geitz verspüret würde / denn alles wäre gemein / daß keiner müßig gienge.
Der letzte Gesandte sagte / (war der Sicionier) daß man daselbst keine Frembdlinge gestattete / weil sie allezeit was neues brächten; daß man keine Medicos duldete / weil sie die Gesunden tödteten / und daß man keine Advocaten zuliesse / weil sie die bösen Sachen vertheidigten.
Ein jegliches Land hat seine Gewonheit / und einem jeglichen Narren gefället seine Weise am besten.