30. Wie der [49] Heliogabalus sich zu seinem Tode bereitet.

Dem grausamen Tyrannen Heliogabalo ward es propheceyet von einem Priester aus Syria, daß er solte eines gewaltsamen und unnatürlichen Todes sterben. Da hat er sich unternommen / auf solchen Fall / doch nicht anders als Königlich / zu sterben. Derowegen hat er ihm lassen verfertigen etliche Stricke von Seiden / Gold und Scharlacken gewircket / daß / wann er ja hencken solte / er zierlich und prächtig henckete. Hat auch starcken Gifft zugerichtet / und in güldene /Hyacinthine / Chrystalline Becher gegossen / und also verwahret / auf daß / wann es nöthig wäre / er aus Königlichen Geschirre den Tod trincken könte. Er hat ferner einen hohen Thurn stattlich erbauen lassen /und unten auf die Erde güldene und mit Edelgesteinen gestickte Tapeten hingestrecket und geleget / auf daß /wann er sich solte herunter stürtzen / und den Hals brechen / er zierlich und köstlich zu liegen käme. In Summa / er hat gesaget / sein Tod müste auch köstlich und theuer seyn. Aber was geschicht? Es kommen bey Nachtzeiten unversehens zu ihm etliche leichtfertige Lotterbuben / ermorden ihn jämmerlich / weltzen ihn in seinem eigenen Blut / binden ihm einen Strick um den Hals und schleppen ihn durch die Gassen /und allen Unflath: Ja endlich durch die Cloacken und heimliche Gemächer / und werffen ihn letzlich in die Tyber. Also gebühret zu sterben einem solchen schändlichen Tyrannen.


Daß man sterben muß / ist gewiß. Wie aber und auf was Art man werde sterben / weiß kein Mensch zuvor. Der auch im Tode gedencket seine Hoffart zu treiben / ist ein Narr. Denn es wiederfähret ihm selten / und ist ihm nichts damit gedienet.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 49-50.
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