33. Von den Schlangen-Vertreibern [53] Psyllis, und dem Untergang Cleopatræ und Antonii.

Von den Völckern Psyllis thut Plinius Meldung / daß dieselbe in Africa gewohnet / und eine sonderliche Art und natürliche Eigenschafft gehabt / die Ottern oder Schlangen zu vertreiben mit ihrer Gegenwart / Speichel / Odem / Anrühren / dadurch sie denselben alle Krafft / Gifft und Schädlichkeit benommen. Dannenhero Plutarchus Meldung thut / daß der Cato allezeit Psyllos um und bey sich gehabt in seinen Kriegs-Zügen / welche ihn kunten für den gifftigen Schlangen versichern / und wann er vielleicht[53] gebissen würde /wiederum heilen. Hieher gehöret / was Suetonius schreibt vom Octavio Augusto. Nachdem die Cleopatra den Antonium mit freundlichen Worten überredet / daß er sein Ehe-Gemahl / des Augusti Schwester /von sich gestossen / und sie (die Cleopatram) wiederum zum Weibe genommen / hat der Augustus (hierdurch sehr erzürnet) mit einer Kriegs-Macht den Antonium überzogen / und in einer Schlacht bey Actio ihn mit seinem Kriegs-Heer erleget. Als dieses Cleopatra gesehen / hat sie ihr selbst an beyde Brüste zwo grosse Ottern geleget / damit sie durch derselben Gifft möchte getödtet werden. Augustus aber / weil er gern hätte die Cleopatram zum Spectacul lebendig mit sich nach Rom geführet / und sie biß zu seinem Triumph behalten / hat etlichen Psyllis befohlen / ihr die Brüste auszusaugen / ob sie vielleicht könten den Gifft heraus ziehen. Solches aber ist zu spätgewesen. Denn das Gifft ist schon zum Hertzen gestiegen / darauf sie alsbald Todes verblichen.


Viel Heimlichkeiten seynd in der Natur verborgen /derer Ursachen kein Mensch wissen noch erforschen kan / wie an den Psyllis zu sehen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 53-54.
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