51. Vier Monarchien der Welt.

[83] Monarchia wird genennet ein solch Regiment / darinnen eine Person das oberste Haupt ist / dem alle andere unterthänig seyn / es sey ein Käyser oder König. Nun solcher Monarchien seynd auf der Welt in allem Viere gewesen.

Die erste ist der Assyrer und Chaldäer oder Babylonier / deren erster Anfänger gewesen der Ninus und seine Hauß-Frau Semiramis, welche die Stadt Babylon aufbauen lassen. Einer von den letzten Königen dieser ersten Monarchiæ war der weibische Sardanapalus, welcher von den Medern ist getödtet worden /und also der Assyrer Monarchia an die Meder kommen.

Die andere Monarchia ist gewesen der Meder und Perser / deren fürnehmster Herrscher Cyrus Major. Nachdem dieser auch jämmerlich umkommen / und seine Nachkömmlinge / nemlich erst Astyages, hernach Darius, eine Zeitlang geherrschet / seynd sie endlich auch alle ausgerottet / und ist der letztere König der Perser / Darius Codomannus, vom Alexandro Magno überwunden / und also der Perser Monarchia an die Griechen gebracht worden.

Die dritte Monarchia ist gewesen der Griechen.[83] Ihr Haupt war Alexander der Grosse / welcher nicht allein den Darium, und die Perser und Meder überwunden / sondern auch bey nahe gantze Welt unter seine Macht gebracht. Alexander aber ist sehr jung gestorben / und von ihm die Monarchia auf die Römer kommen.

Die vierdte und letzte Monarchia ist gewesen die Römer / und ist eben dasselbe Römische Reich / in welchem wir Teutschen leben. Für diesem hat das Griechenland auch darzu gehöret: Jetzt aber hat der Türckische Käyser solches eingenommen / und dem Römischen Reiche abgeschnitten: Darum dann noch heute diesen Tag der Römische Käyser und die teutsche Nation den Krieg wider den Türcken führet. Wie dann auch das die Ursach ist, warum das Römische Wapen / der Adler / zwar einen Leib / aber ein zertheilten und zweyfachen Kopff führet: Dienzwey Häupter das Reich inhaben / der Römische Käyser und der Türckische. Dieser vierdten Römischen Monarchien erster Anfänger ist gewesen Cajus Julius Cæsar; der jetzt regierende Käyser aber ist Carolus.


Es ist nichts beständigs auf dieser Welt. Das eine gehet weiter / das andere kommt wieder empor und hervor.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 83-84.
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