Diese zween seyn fürnehme / berühmte Philosophi gewesen / von gantz widerwärtiger Meynung und Natur. Denn Heraclitus hat allezeit geweinet / und Democritus hat allezeit gelachet. Geweinet hat Heraclitus, so offt er ist aus seinem Hause unter die Leute gegangen: Denn er hat gesehen und in seinem Hertzen betrachtet / daß alles / was an dem Menschen / nur eitel Elend / Jammer / Noth und Unglück sey / von der Geburt des Menschen an / biß er ins Grab geleget wird. Diß menschliche Elend hat Heraclitus bitterlich und allezeit beweinet. Im Gegentheil hat der Democritus allezeit gelachet / wann er auf der Gassen gegangen: Dieweil er gesehen und behertziget die grosse Thorheit und Eitelkeit des Menschen. Er als einer / der nur allein die Weißheit suchete / und dieselbe hoch hielte / hat alles andere / was die Leute gemeiniglich thun / für Unwissenheit und Narrentheidung gehalten / das billich des Auslachens und Verachtens werth wäre. Daher ist das Sprichwort: Risus Democriti, und dieser Vers Juvenalis:
Perpetuo risupulmonem agitare solebat Democritus.
Die zwey Dinge / Lachen und Weinen / gehören zwar dem Menschen eigentlich zu / und keinem unvernünfftigen[131] Thiere. Aber man muß nicht allezeit weinen / und nicht allezeit lachen / als diese beyde Männer gethan: Sondern Weinen hat seine Zeit / und Lachen hat auch seine Zeit. Nun ist das Weinen dem Menschen gleichwol mehr angebohren / als das Lachen. Dann nicht allein alle Menschen / wenn sie auf die Welt kommen / weinen: (Man hat nur das einige Exempel des Königs Zoroastris, der / wie er gebohren alsbald gelachet:) Sondern es hat der HErr Christus unser Seligmacher etlichmal geweinet / als nemlich über Jerusalem / über den verstorbenen Lazarum. Aber daß er jemals gelachet / finden wir in der heiligen Schrifft nicht.
Man hat mehr Ursach zu weinen über die Boßheit / als zu lachen über die Thorheit der Menschen. Vornemlich Christen / weil dieselbigen wissen / daß auf die Sünde folgen wird ein ewiges Weinen.