79. Vom Sprichwort: [140] Ille habet equum Sejanum.

Aulus Gellius vermeldet in seinem Buche / genannt Noctes Atticæ, daß ein fürnehmer Mann / mit Nahmen Cnejus Sejus, habe ein trefflich schön Pferd gehabt / davon man geglaubet / daß es wäre von den Pferden des Diomedis, welcher ehemals für Troja gestritten. Obwohl aber das Pferd an Adel und Schönheit seines gleichen nicht gehabt / so ist doch dessen Art gewesen / daß / wer es gehabt oder besessen / der ist mit seinem gantzen Hause und Geschlechte zu Grunde gegangen / und zu nichte worden. Dann dieses Pferdes erster Herr der Sejus, ist von dem Marco Antonio zum Tode verdammt worden / und hat ein jämmerliches Ende genommen. Nach dem Sejo hat der Bürgermeister Dolabella das Pferd bekommen: Derselbe ist auch alsbald in Syria in innerlichen Krieg ermordet worden. Hernach ist der Cajus Cassius, welcher den Dolabellam belägert und getödtet hatte /des Pferdes Herr worden; Aber dieser Cassius ist auch ebenmäßig / nachdem sein gantzes Kriegs-Heer geschlagen / eines elenden Todes gestorben. Endlich ist der Antonius, welcher den Cassium überwunden /und mit grossem Siege triumphiret / des Pferdes Besitzer worden: Aber so bald er es erlanget / ist er überwunden worden / und erschrecklicher Weise um kommen. Dieses Pferd hat zum alten Sprichwort Anlaß gegeben: Ille homo[140] habet equum Sejanum: Ist zu verstehen von einem unglückseligen Menschen /dem nichts gerathen noch gelingen will / er fahe es an / auf was Art er wolle.


Die Sünde ist das rechte Unglücks-Pferd / wer das reitet / muß zu Grunde gehen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 140-141.
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