9. [12] Aristomenis Messenii seltzames Leben und Ende / dessen Hertz rauch mit Haar bewachsen.

Pausanias beschreibet in seinen Messeniacis eine seltzame Historiam, von dem Aristomene, von Messena gebürtig / daß er an Tapfferkeit und Kühnheit alle Menschen derselben Zeit übertroffen / und allein gantze Kriegsheer verjaget und zertrennet. Nachdem er einsmals dreyhundert Lacedämonier hatte niedergemetzget mit seinen eigenen Händen / und wiederum selber von den Läcedämoniern erstlich gefangen / hernach biß auf den Tod verwundet ward / ist er auch von ihnen in ihre Stadt gebracht / mehr tod als lebendig / und benebens noch 50. andern seiner Mitgefehrten / in einen tieffen stinckenden Abgrund gestürtzet /daraus niemals ein einiger Mensch wieder heraus kommen[12] / weder lebendig noch tod. Die 50. hinabgestürtzte sturben alsbald: Aristomenes hinunter gefallen / erwartete nichts anders / als den Tod augenblicklich / wickelte sich in seinen Mantel / und lag also drey gantzer Tage noch lebendig bleibend: Am vierdten Tage hörete er ein Rauschen / und sahe durch das Schimmern des Tages einen Fuchs / welcher in diesen Abgrund kommen war / und von den Todten Cörpern fraß. Er wartete bis der Fuchs auch zu ihm kam; Da ergriff er ihn mit der einen Hand / und hielt ihn fest; Um seine andere Hand wickelte er seinen Mantel /und so offt der Fuchs um sich bis / hielt er ihm den Mantel für / ließ sich also von dem Fuchs fortschleppen bis an ein klein Loch / da sonsten kein Mensch kunte durch kommen / das machte er mit seinen Händen grösser und weiter / also / daß er dadurch kam /und zu den Seinigen gelangete. Wie den Lacedämoniern vermeldet ward / daß Aristomenes wäre wiederum lebendig herfür kommen / hat mans eben so wenig glauben wollen / als wann einer von den Todten wäre aufgestanden. Nicht lange darnach ist der Aristomenes von sieben Schützen aus Creta bey finsterer Nacht / wie er herum mausete / gefangen worden / und mit Stricken hart gebunden / in ein Wachthauß geführet /die / so ihn solten bewahren / haben sich voll gesoffen / und seynd entschlaffen: Da hat sich Aristomenes, wie er da lage aufm Rücken an Händen und Füssen gebunden / ans Feuer geweltzet. Die Stricke an Händen und Füssen / nicht ohne grosse Verletzung seines Leibes verbrannt / und die Wächter mit ihren eigenen Gewehren alle ermordet / und davon gegangen. Endlich ist er gleichwol von etlich hundert Lacedämoniern gefangen[13] genommen / ihme lebendig der Bauch aufgeschnitten und das Hertz heraus gerissen worden: Da hat man gesehen / daß sein Hertz von Haar so rauch und sehr bewachsen gewesen / als andere Leute Köpffe seyn.


Ist ein Exempel eines überaus kühnen / verschmitzten und Mannhafften Heldens.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 12-14.
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