2. Wie GOtt die Spötter der Gesetz-Prediger pflegt zu straffen.

[652] M. Hartm. Braun in der Vorrede der Donner- und Wunder-Predigt / erzehlet folgendes.

Es war an einem fürnehmen Ort ein Christeyfferiger Prediger / der grobe Laster mit Ernst gestraffet und seine Zuhörer davon abzustehen vermahnet hat /wenn sie nicht gehorcheten / wolte er an jenem Tage für sie keine Antwort geben. Das hörete ein rohes Weltkind / geht nach der Predigt zu Hauß / suchet Feder und Dinten / nimmt Papier / schreibt ein Briefflein an den Prediger des Inhalts: Er wolle ihn mit dieser Handschrifft quitiret haben / daß er keinesweges für seine Seele GOtt werde Rechenschafft geben dürffen / die könte er deßwegen vor GOttes Gericht fürlegen. Was geschicht / innerhalb 14. Tagen fällt Er in eine tödliche Kranckheit. Da wacht ihm das Gewissen auff / daß er nicht weiß / wo er für Angst bleiben soll. Er schickt nach beyden Caplänen / begehret Trost /aber es will kein trösten helffen. Er führet ohn Unterlaß diß Jammer-Geschrey. O meine Handschrifft! O meine Handschrifft! Ach wie hab ich meinen[652] Prediger so hart betrübet! O ich elender Mensch! O meine Handschrifft! Denn er fürchtete sich / als möchte der Satan die Handschrifft haben / und sie vor GOttes Gericht vorlegen / und nach der Seelen greiffen. Hat auch um GOtt und für GOtt gebeten / daß doch sein Prediger wolle zu ihm kommen / und geruffen: Ach daß ich den sehen / ach daß ich den hören möchte. Der Prediger aber sagte: Nein / ich komme nicht. Denn weil er ihn verachtet und quitiret / sey er nicht gehalten einem solchen Epicurer die heiligen Perlen fürzuwerffen. Endlich aber auff inständiges Anhalten /stellet er sich ein / thut ihm eine ernstliche Gesetz-Predigt. Und weil er eine hertzliche Reu bey dem Sünder verspürete / läst er ein Licht anzünden / verbrennet die Handschrifft / tröstet und absolviret ihn auff den Nahmen und auff das Verdienst Christi. Also ward der Seelen wieder geholffen.


1. Irret euch nicht / GOtt läst sich nicht spotten.

2. Niemand verachte die Diener GOttes.

3. Ein böses Gewissen ist ein grausamer Hencker.

4. Hastu gesündiget / so thue bey zeiten Busse.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 652-653.
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