3. Wie die Frantzosen das gantze[653] Reformation-Wesen auff einen Schauplatz vorgestellet.

Es haben iederzeit gelehrte und sinnreiche Leute nach ihres hohen Gemüths Scharffsinnigkeit den Gebrauch gehabt / daß sie das / was andere weitläufftig mit Schrifften / sie kurtz mit Sinnbildern pflegen für Augen zu mahlen. Diß hat auch Franckreich im Gebrauch gehabt / sonderlich zu der Zeit der ersten Reformation, da sie dem Könige Francisco dasselbe in einer lebendigen Comœdien folgender Gestalt[653] auff den Schauplatz gestellet haben. Sie haben eingeführet einen Mann / tragende einen Arm voll Holtz / welches er auff dem Theatro niedergeworffen hat / und davon gegangen ist. Dem folgete ein anderer / der hat diß Holtz in die Hand genommen / es fleißig beschauet: Aber er hat es wieder hingeleget / und ist davon gegangen. Nechst diesem ist einer herfür getreten mit sich bringende Feuer / welches er auff das Holtz geleget / angefangen zu blasen / biß es in vollen Flammen auffgegangen. Diesem folgete einer / der hatte in beyden Händen zwo Eymer / in derer einem war Wasser /in dem andern Oel / da er nun vermeynete / er ergriffe den Eymer mit dem Wasser / hat er ergriffen den Eymer mit dem Oel / wodurch das Feuer erst recht an gegangen. Endlich sprang herfür einer mit einem hauenden Schwerd / damit hat er in das Feuer geschlagen / ie mehr er aber geschlagen / ie mehr und weiter die Funcken um sich geflogen. Hiemit haben sie das gantze Reformation-Wesen vorbilden wollen. Durch den 1. haben sie verstanden / den in den Orientalischen Sprachen hocherfahrnen Mann Reuchlinum, der habe das Holtz zugetragen / das Eiß gebrochen / und die Bahn darzu gemacht. 2. Durch den andern / der das Holtz zwar berühret / aber wieder davon gegangen /haben sie verstanden den Erasmum Roterodamum, der ihm zwar das Reformation-Wesen gefallen lassen / sey aber zu furchtsam gewesen / solches ins Werck zu stellen / und der Katzen die Schelle anzuhencken. 3. Durch den mit Feuer aufftretenden haben sie gemeynet Lutherum, welches wir vor bekannt annehmen / doch im guten Verstande / als der das Feuer des Evangelii angezündet. 4. Der Wasser und Oel bringende[654] ist ihnen gewesen der Pabst Leo X. der es mit dem Oel seiner Verbann- und Verdammung mehr angezündet als gelöschet habe. 5. Durch den mit dem Schwerdt dareinschlagenden verstunden sie den Käyser Carolum, der es mit Gewalt gedachte zu dämpffen; Aber weil das Werck von GOtt / muste es bleiben / biß es / als auff einem Leuchter / in der Augspurgischen Confeßion / so öffentlich auffgestellet worden.


1. Es giebet kluge Köpffe in der Welt.

2. Ein ieder legt ein Ding aus / nachdem er affectionirt ist.

3. Viel meynen ein Ding gut zu machen / und machen es ärger.

4. Was GOtt wil erquicken / daß kan kein Mensch erdrücken.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 653-655.
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