4. Von dem Krancken Philonide.

[655] Der Manutius in seinen Apophthegmatibus schreibet von dem Philonide von Syracusa bürtig / daß er mit vielen und gantz beschwerlichen Kranckheiten befangen gewesen / so / daß deßwegen alle seine gute Bekandte und Bluts-Freunde einen Eckel und Abscheu vor ihm gehabt. Eine unter seinen Schwestern aus hertzlichem Mitleiden bewogen / rieth und mahnete ihn an / daß er es solte versuchen / und seinen Landsmann den Menecratem um guten Rath fragen / denn derselbige nicht allein in der Artzneykunst wol erfahren / sondern auch wegen seiner vielen glücklich verrichteten Curen bey iedermänniglich beliebet und hoch gerühmet würde. Der krancke Philonides ni t diesen so treuen / ernsten und ersprießlichen schwesterlichen Rath tief zu Hertzen / folget auch demselben / stehet so bald auff und gehet hin den Artzt Menecratem zu suchen. Wie er nun hörete / daß er bey einem der vornehmsten der Stadt zu Tisch sässe / hat[655] ers nicht wol dürffen wagen / ihn da zu sprechen /doch aus grossem Verlangen zu seiner vorigen Gesundheit zu gelangen / ist er hinein getreten / und hat demüthig um Verzeihung gebeten / daß er als ein Krancker in so voller vornehmer Gesellschafft käme ungebeten / die grosse Noth hätte ihn darzu gezwungen. Aber der Menecrates, obgleich die andern sehr unwillig waren / hat ihn mit Freuden angenommen /und ist wieder genesen.


1. Der Mensch ist vielen Kranckheiten unterworffen.

2. Freunde halten keine Farbe in der Noth.

3. Gesundheit ist lieb.

4. Ein Sünder liegt gefährlich an der Seelen kranck: Aber er suche durch die wahre Busse seinen Artzt JEsum / der wird ihm helffen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 655-656.
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