32. König [687] Matthias bezahlt einem Schulmeister seine Mahlzeit reichlich.

Als König Matthias in Ungarn mit den Siebenbürgern eine Schlacht hielt / und den Kürtzern zog / daß er sich mit der Flucht salviren muste / da ritt er zween Tage und Nächte ungessen und ungetruncken. Endlich kam er ins Zäckler-Land für eine Schule / die am Ende des Dorffs lag / stieg ab / gieng in die Stube / da er Kraut und Fleisch auff dem Tische fand / satzte sich ungeheissen nieder / und aß sich satt / gab sich aber nicht für den König aus / sondern für einen Rath / und verehret dem Schulmeister dafür einen silbernen Steigreiff am Sattel /[687] weil er sonst nichts bey sich hatte / mit Versprechen / es noch besser zu vergelten /welches er auch hielt. Dann wie er stets rühmete / wie ihm das Kraut und Fleisch so wol geschmeckt / und ihn so herrlich gestärcket hätte; Also ließ er den Schulmeister zu Hofe kommen / behielt ihn bey der Tafel und schenckt ihm ein Schloß mit vielen zugehörigen Gütern / und macht ihn zum grossen Herrn.


1. Grosse Herren gerathen offt in grosse Gefahr.

2. Hunger macht rohe Bohnen süsse.

3. GOtt ist ein reicher Vergelter / wann man ihm in seinen nothleidenden Gliedern gutes gethan.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 687-688.
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