42. Ein Gespräch eines Altvaters mit einem /Nahmens Abraham.

[698] Jener Altvater rühmete sich / er hätte die Laster / Hurerey / Geitz und eigene Ehre überwunden / zu dem sprach ein ander / Nahmens Abraham: Siehe / wann du jetzt in deine Celle gehest und findest eine Weibs-Person / kanstu auch deine Gedancken so weit absondern / daß du nicht gedenckest / daß es ein Weib sey? Er sprach: Nein / aber gleichwol widerstrebe ich meinen Gedancken / daß ich sie nicht berühre. Abraham sprach weiter: Wolan! so hastu die Hurerey noch nicht gantz vertilget / denn die Begierde lebet noch /aber sie ist gebunden. It. Wann du auff der Strassen gehest / und siehest zwischen den Steinen Gold liegen / kanstu nun das Gold / als lauter Steine achten? Er antwortet: Nein / aber ich widerstehe meinen Gedancken / daß ich es nicht aufflese. Abraham sprach: So siehestu / daß die Begierde noch lebet / aber sie ist gebunden / etc. Wann du von zweyen Brüdern hörest /der eine liebet dich / und redet gutes von[698] dir / der ander aber hasset und schmähet dich / sie kommen beyde zu dir: Nimmst du einen auff wie den andern? Er antwortet: Nein / aber gleichwol zwinge ich mich /daß ich eben so wol dem gutes thue / der mich hasset / als dem andern / der mich liebet. Abraham sprach: So lebet die Begierde noch / aber sie ist gebunden.


1. Das Fleisch gelüstet wider den Geist.

2. Die Sünde klebet uns an.

3. Wer da saget er habe keine Sünde / in dem ist keine Warheit.

4. Lasset die Sünde nicht herrschen in euren Gliedern.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 698-699.
Lizenz:
Kategorien: