51. Von zwey Brüdern / die durch Schertz an einander kommen / und sich jämmerlich ermordet.

[709] Es hat sich folgendes zugetragen zu Padua mit zween Brüdern aus dem alten Geschlecht der Liminiorum, da sie nach dem Abend-Essen vor der Haußthür stunden / und von allerley Sachen mit einander discurirten. Unter andern fieng der eine an / und sprach mit lachendem Munde / weil der Himmel eben schön klar war / und voller Sternen stund: Ich wolte wünschen /daß ich so viel Rind-Vieh hätte / als ich Sternen an Himmel sehe. Der ander sprach[709] gleicher massen in Schertz: So wolte ich / daß ich eine Wiese hätte / die so groß wäre als der Himmel / wo woltest du denn dein Rind-Vieh hintreiben auff die Weyde? Ey /sprach der erste: Ich wolte auff deine Wiese treiben. Wie aber / sprach der ander / wann ichs nicht haben wolte? Darauff replicirt jener; So wolt ichs doch thun. Dieser sprach: Woltestu es dann wider meinen Willen thun? Ja / antwortet der ander / wann du es mir nicht gutwillig gestatten woltest / so wolte ich es freylich wider deinen Willen thun. Das trieben sie so lange mit einander / biß endlich der Schimpff in einen Ernst verwandelt ward / und diese Brüder dermassen ergrimmeten / daß sie beyde zur Wehr griffen / und sich beyde elendiglich ermordeten.


1. Unnützer Wünsche soll man sich entschlagen.

2. Mancher streitet und fechtet / und weiß nicht warum.

3. Zorn / Zanck / Zwietracht / seyn Wercke des Fleisches.

4. Aus geringer Ursach kan offt Mord und Todtschlag entstehen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 709-710.
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