57. Von dreyen Soldaten.

[716] Es wird von Pelbarto in Pomar. eine denckwürdige Historie erzehlet / die sich einsmahls mit dreyen Soldaten begeben hat. Dieselbigen hatten zusammen geschworen / in aller Noth steiff und fest bey einander zuhalten: Darauff es sich zugetragen / daß sie durch einen Wald gereiset / und gar still worden / daher der älter angefangen / und gesaget: Mich wundert /warum wir auff der Reise durch den Wald also verstummen. Ein ieder zeigete dessen Ursache an / sagend / sie hätten bey dem grünen Wald gedacht an die lieblichkeit des ewigen Lebens / deßwegen ihnen fürgenommen in ein Kloster zu ziehen / und GOTT zu dienen / welches auch geschehen. Die zween aber / so noch in ihrem Christenthum lau waren / kamen zu dem ältern und fragten ihn / was doch sein Thun und Lassen wäre? Er antwortet: Mein Lehrmeister hat mir ein Buch gegeben mit dreyfacher Schrifft geschrieben / welches ich täglich lese / und dadurch höchlich erquicket werde. Die erste Schrifft ist schwartz / wann ich bedencke meine Sünden / mit denen ich die Hölle verdienet habe. Die andere Schrifft ist roth / wann ich bedencke das schmertzliche Leiden / und rosinfarbes Blut Christi / so er für mich vergossen hat. Die dritte Schrifft ist gülden / wann ich bedencke die ewige Lieblichkeit des himmlischen Paradieses / damit verbringe ich meine Zeit ohn Verdruß mit Hertzens-Lust.


[716] 1. Lernet / was derer / die sich von der Welt abthun /ihr Thun und Wesen seyn soll.

2. Trachtet nach dem was droben ist.

3. Halt im Gedächtniß JEsum Christum den Gecreutzigten.

4. An die Hölle offt gedencken / lässet nicht in die Hölle versincken.

5. Auch unter den Soldaten giebt es fromme Christen /die GOtt für Augen haben.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 716-717.
Lizenz:
Kategorien: