75. Mehrere Exempel derer / die sich für einen Gott ausgegeben.

[733] Daß die stolzen oder vielmehr Phantastischen Einbildungen einen Menschen auch dahin können verführen / daß er ihm gar Göttliche Ehre anmasset / ist aus vorigen Exempel zu ersehen gewesen. Solcher Phantasten / die in diesem Hospital kranck gelegen / hat es mehr gegeben.

Ælianus Var. l. 14. c. 30. gedencket / daß zu Carthago einer gewesen / der ihm am menschlichen Stande nicht genügen lassen / sondern habe wollen für einen[733] GOtt gehalten seyn. Darum habe er viel Vögel lassen fangen / die man abrichten konte / daß sie fein singen und reden lerneten; Setzte sie ins Tunckel /und sang ihnen immer für: Annon ist Gott. Da sie nun solches fertig konten / ließ er einen da / den andern dort hinaus fliegen / und verhoffte / sie solten nun die vorgesungenen Worte singen und reden / das würde bey männiglich grosse Verwunderung bringen / und ihm einen Nahmen machen / daß er ein Gott wäre. Aber wie die Vögel ausflogen / und zu andern ihres gleichen kamen / da sungen sie wie ihnen der Schnabel gewachsen war / und vergassen des Götzen Annonis.

Bey dem Josepho, Suetonio, Dione, Cassio, lieset man von dem C. Caligula, den 4ten Römischen Käyser / wie er sich selbst für einen Gott gehalten / hat aus Griechenland die herrlichsten Bilder / insonderheit des Jovis Olympii holen / ihm den Kopff abnehmen / und seines Kopffes Ebenbild auffsetzen lassen. Man muste ihn den Gott Jupiter nennen und dafür anbeten / ordent ihm zu Ehren Kirchen und Priester /und setzte einen Götzen in seiner Gestalt hinein / den ließ er kleiden / wie er gieng / und ließ ihm tägliche Opffer thun / und wolte kurtz um Gott seyn. Ist aber endlich schändlich umgebracht / da ist seine Gottheit ausgewesen.

Der Domitianus (wie Suetonius schreibet /) war auch mit der Lungen-Seuch behafftet / und ließ im seinen Brieffen setzten: Unser Herr und Gott Domitianus befiehlt es also zu machen / wolte auch in Schreiben und Reden nicht anders / als Herr und Gott genennet werden.

Vom Heliogabalo zeuget S. Aurelius Victor, daß er auch habe wollen Gott seyn / habe sich gesetzet auff[734] seinen Wagen / daran Löwen gespannet gewesen / und befohlen / man solte ihn Cybelen und Bachum heissen / welche bey den Heyden für Götter gehalten worden. Es haben aber diese letztere beyde auch ein schädliches Ende genommen.


1. Hochmuth thut nimmer gut / und kan nichts denn arges daraus erwachsen.

2. Da sie Weise hielten / seyn sie zu Narren worden.

3. Was hoch und über Standes-Gebühr /

4. Da eckelt meiner Seelen für.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 733-735.
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