89. [748] Costus richtet ein Bild auf dem unbekandten Gott.

Es gedencken etliche alte Geschicht-Schreiber gar einer wunderbahren Historien / welche sich mit einem Persischen Könige / den sie Costum nennen / soll zugetragen haben. Denn als derselbige mit seiner Königlichen Gemahlin keine Erben gezeuget / habe er alle Medicos und Astronomos zusammen fordern lassen / sich von ihnen zu erkundigen / an wem doch der Mangel solcher Unfruchtbarkeit seyn möchte? Darauf sie nach fleißiger Erkundigung / dem König geantwortet haben / daß sie aus allen natürlichen Ursachen[748] so viel befinden / daß die Schuld weder des Königes noch der Königin sey / er soll aber die Götter um Fruchtbarkeit und um eines Leibes-Erben anruffen lassen / so würde er den Segen gewiß erhalten. Darauf hat der König alle seine Götzen-Priester zusammen ruffen lassen / und befohlen / daß sie den Göttern opffern / und um einen ehelichen Segen dabey bitten solten. Wie nun solches eine lange Zeit umsonst geschehen / habe letztlich ein Astrologus, Macrobius mit Nahmen / gerathen / weil die Götter unzehlich wären /so solte er dem unbekandten Gott / dem GOtt aller Götter / ein Opffer thun lassen / so würde sein Bitten erhöret werden. Als dieses der König gehöret / habe er einem Goldschmied eine grosse Anzahl Goldes gegeben / daß er daraus dem unbekandten Gott / der ein GOtt aller Götter wäre / solte ein Bildniß machen /welcher / ob er ihm gleich ein köstlich Bilde abgerissen / dessen Gleichniß er aus dem geschmeltzten Gold machen wollen / so sey doch allezeit ein Bild eines gecreutzigten Menschen daraus worden. Uber welchem Handel / als sich der König Costus erzürnet und hinwieder einem andern Goldschmiede / solch Bild zu verfertigen / viel Goldes gegeben / so habe auch derselbige in Gegenwart des Königes / wie offt ers auch versucht / anders nichts / denn ein Bild eines gecreutzigten Menschen aus dem Golde giessen und formiren können. Welches Bild hernach der König auf Rath Macrobii in den Tempel seiner Götter gesetzt / darbey sich diß neue Wunder begeben und zugetragen /daß alle andere Bilder ihrer Götter zerfallen / und allein das Bilde des Gecreutzigten übergeblieben / dem sie hernach Gelübd und Opffer gethan. Es habe auch alsobald dieser[749] grecreutzigter HErr / den König und die Königin mit einem jungen Leibes-Erben und Königlichen Herrlein gesegnet.


Wenn dieses alles in Wahrheit geschehen wäre hätte man daraus augenscheinlich zu sehen / wie GOTT zu allen Zeiten / in der Welt hin und wieder die Ehre des Creutzes JESU Christi offenbahret und bekannt gemacht / daß man durch ihn müsse empfangen allen Segen an Leib und Seel.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 748-750.
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