90. Von des Hertzogs von Lüneburg [750] Ernesti seinem Emblemate.

Man lieset in dem Historien / insonderheit bey dem Chockier. lib. 8. Thes. Polit. c. 19. von einem frommen Hertzog in Lüneburg / welcher mit Nahmen Ernestus geheissen / daß derselbige ihm ein sonderliches Emblema und Gemähld machen / und darein mahlen lassen ein brennendes Licht / daß nun auf das Ende gehet / und darüber geschrieben diese Worte: Aliis inserviendo consumor: Indem ich andern Leuten diene / werde ich selbst auch verzehret. Wohin dieser löbliche Fürst gesehen / ist ohnschwer zu errathen. Er hat sein schweres Regiments-Amt behertziget / und so viel befunden / daß / wann er dasselbe würdiglich wolte abwarten / er dadurch an seinen Leibes-Kräfften verzehret werde. Und das hat er gar artig abgebildet durch ein brennendes Licht. Ein Licht ist ein sehr nützliches Ding / und erleuchtet das gantze Hauß / doch je mehr es leuchtet / je mehr es abnimmt / biß ihm endlich das Oel entgehet / und es velöschet: Also sagte der fromme Hertzog / wäre es auch mit einem Fürsten und weltlichen Regenten beschaffen. Er heisse und sey ein Licht / leuchte allen Unterthanen / daß sie unter seinem Schutz bey dem Licht des Evangelii erhaten /[750] ein stilles und geruhiges Leben führen mögen. Doch wenn er dem Regiment in die Länge vorstehe / so werde ihm die Last zu schwer / biß er /wie ein Lichtlein / sich gar verzehre und verlösche.


1. Obrigkeit sollen leuchtende / nicht brennende und fressende Lichter seyn.

2. Der Regiment Stand hat viel Mühe und viel Wachen.

3. Die wol vorstehen / werden im Himmel vor GOtt leuchten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 750-751.
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