97. Von zwey frommen Brüdern / die eines geschwinden Todes gestorben.

[757] Es erzehlet der gelehrte Mann Cicero eine sonderbahre Historie / so sich mit Cleobe und Botone zween Brüdern zugetragen habe: Denn als ihre Mutter gar alt / und zu dem Tempel nimmer gehen kunte / sie aber auch die Pferde nicht hatten / haben sich ihre beyde Söhne für den Wagen gespannet / und ihre Mutter zu dem Tempel geführet. Das hat ihr so wohl gefallen /daß sie GOtt gebeten / er wolte solche Pietät und Frömmigkeit mit der höchsten Gabe /[757] die ein Mensch erlangen könte / erstatten / darauf haben sie sich alle beyde zu Bette geleget. Als nun die Mutter Morgens wieder aufstunde / da wurden ihre beyden Söhne todt im Bette gefunden / daraus sie alle geschlossen: Es sey nichts fürtrefflichers als der Tod.


1. Es ist rühmlich und GOTT gefällig / wenn Kinder ihren unvermögenden Eltern an die Hand gehen.

2. GOTT erhöret der Gläubigen Gebet / so nicht nach Willen / doch nach ihrer Seligkeit.

3. Sterben ist den Christen das beste und nützlichste.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 757-758.
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