Es schreibet Plinius der berühmte Naturkündiger Lib. 35. cap. 10. von dem fürtrefflichen Mahler Timanthe, als derselbige die traurige Historie von Aufopfferung Iphigeniæ, der Tochter Agamemnonis, abmahlen solte / habe er etliche Personen gemahlet / die mit weinenden Augen und traurigen Gebehrden dem Spectacul zugesehen. Als er aber endlich an den Vater kommen / habe er ihm eine schwartze Trauer-Binden um sein Angesicht gemahlet / und des dabey verbleiben lassen. Als er nun gefraget worden / warum er solches thäte? Habe er geantwortet: Es wäre ihm unmöglich / daß er die Traurigkeit des Vaters oder des väterlichen Hertzens gnugsam abbilden könte. Womit der Timanthes hat wollen anzeigen / daß zwar auch die Freunde einander betrauren; Doch keine grössere Traurigkeit seyn könte / als wann die Eltern müssen sehen / wie ihre Kinder dahin gehen / sterben und erwürget werden.
[759] 1. Todten soll man betrauren.
2. Mahlwerck ist nur Schattenwerck.
3. Der Eltern Trauren über ihre Kinder geht von Hertzen.